




- Veröffentlichung24.08.2023
- RegieJohanna Vuoksenmaa
- ProduktionFinnland (2021)
- Dauer102 Minuten
- GenreKomödie
- IMDb Rating6.1/10 (170) Stimmen
Cast
Vorstellungen
Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
Seija Kuula ist eine beliebte finnische Popsängerin, die trotz ihrer 69 Jahre noch immer ausverkaufte Konzerte gibt. Als man sie zum ersten Mal sieht, steht sie im hautengen langen Kleid, viel Make-up und einer blonden Perücke auf der Bühne und genießt den frenetischen Jubel des Publikums. Kuula ist eine immer noch schöne, erfolgreiche und selbstbewusste, aber auch etwas eitle Frau, die über ihr Alter nicht nachdenkt.
Zu dumm nur, dass die Liedtexter bei den Aufnahmen zu ihrem neuen Album ihren Songs einen moderneren Anstrich geben wollen. Im Tonstudio lernt sie dabei den jungen, gutaussehenden Gitarristen Lauri kennen, der gleich die richtigen Akkorde für ihre Lieder findet. Damit nicht genug: Nach den Aufnahmen- landen Seija und Lauri überdies im Bett. Ob das ein One-Night-Stand gewesen sei, fragt die alte Frau ein wenig unsicher. Dass der 25 Jahre jüngere Mann sich ausgerechnet für sie interessiert, will sie nicht glauben.
Doch Lauri hat sich verliebt, und so entspinnt sich eine Romanze, die den Altersunterschied zwischen Mann und Frau zunächst ignoriert. Bis Lauri unvorsichtigerweise bekennt, dass er gerne Vater werden möchte. Da kommt die Diva auf die Idee, ihre pummelige Freundin Shanella als Leihmutter ins Spiel zu bringen. Doch die will von einer In-vitro-Befruchtung nichts wissen und beharrt auf dem „natürlichen“ Weg. Damit aber fangen die Probleme erst an.
Ältere Frau trifft jüngeren Mann
Wie es der Zufall der Starttermine so will, kommt „70 ist auch nur eine Zahl“ nur wenige Wochen nach dem französischen Film „Im Herzen jung“ in die deutschen Kinos, in dem eine ähnliche Konstellation verhandelt wird: Ältere Frau trifft jüngeren Mann. Ein anspruchsvolles Drama, das die Schwierigkeiten einer derartigen Affäre benennt und gleichzeitig die Bedenken der Frau, ihre Zögerlichkeit und ihre Unsicherheit beschreibt. Die Besetzung mit Fanny Ardant, einer der großen französischen Charakterdarstellerinnen, findet bei „70 ist auch nur eine Zahl“ eine Entsprechung im Casting der Fernseh- und Kinoschauspielerin Hannele Lauri, die in Finnland überaus beliebt ist.
Doch damit enden auch schon die Gemeinsamkeiten. Die finnische Filmregisseurin und Drehbuchautorin Johanna Vuoksenmaa legt ihren Film deutlich komödiantischer an. Dass beginnt schon damit, dass Seija in ihrer Eitelkeit nicht wahrhaben will, dass sie fürs Kinderkriegen zu alt ist. „Sie haben schon seit zwanzig Jahren keinen Eisprung mehr“, bestätigt ihr die Gynäkologin. Die Schlagerdiva muss erst noch lernen, ihr Alter zu akzeptieren. Für komische Zwischenspiele sorgt auch Lauris Mutter Mirre, die eine alte Jugendfreundin von Seija ist und in einem Seniorenheim lebt. Für ihren Sohn sei Seija viel zu alt, konstatiert sie mitleidslos; der Bruch ist da.
Selbstbewusst über Falten singen
Etwas konfliktscheu ficht die Regisseurin diese Beziehungskrisen aus. Die sozialen Aspekte von Altersdiskriminierung oder neue Formen des Zusammenlebens diskutiert sie kaum. Damit nicht genug: Den Dialogen fehlt es mitunter an Spritzigkeit und Treffsicherheit; die beabsichtigte Situationskomik kommt ein wenig oberflächlich und schwachbrüstig daher.
Die Inszenierung verlässt sich stattdessen auf die Hauptdarstellerin Hannele Lauri, auf ihre Ausstrahlung und Präsenz, ihre Energie und ihren Charme. Wenn sie ein Konzert gibt und selbstbewusst lächelnd, mit perfekter Intonation, über Falten im Gesicht singt, sind Bühnen- und Filmfigur mit einem Mal deckungsgleich. Ohne Hannele Lauri wäre der Film nur die Hälfte wert.