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Filmplakat von Barry Lyndon

Barry Lyndon

184 min | Drama, Abenteuer, Kriegsfilm
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Wie gelingt es einem irischen Burschen ohne Zukunftsaussichten, in den englischen Adel des 18. Jahrhunderts aufzusteigen? Barry Lyndon will es schaffen - auf Teufel komm raus! Er schmachtet nach den Frauenzimmern, sieht im Duell dem Tod ins Auge, versucht sich als Vagabund, Soldat im Siebenjährigen Krieg, als Lebemann, Spion und Falschspieler - und erklimmt dabei stetig die Sprossen, die Karriere, Erfolg und Reichtum versprechen.

Vorstellungen

Karlstorkino
Am Karlstor 1
69117 Heidelberg

Filmkritik

Im ersten Moment löst Stanley Kubricks neuer Film ehrfürchtiges Staunen aus, das Adjektiva wie makellos, vollendet, kunstvoll nahelegt; dann freilich tritt Ernüchterung ein gegenüber diesem mit grenzenlosem technischen und finanziellen Aufwand geschaffenem Werk, in dem nicht nur die Kostüme und Szenerien, sondern auch die Landschaften, ja sogar die Gesichter einiger Darsteller mit wissenschaftlicher Akribie der Historie angepaßt erscheinen. Man fragt sich, ob dieser Film nicht jener künstlichen Nachtigall des Kaisers von China im Märchen Andersens gleiche und deren sterile, leblose Schönheit teile. Ist es nicht ein Mangel dieses Films, daß seine Story so richtig rund und voll nicht ist, daß man mit seinem Helden Redmond Barry weder mitlebt noch mitleidet? Diese Frage führt zur Qualität von "Barry Lyndon": Kubrick versucht nie, mit seinem Aufwand Vollblütigkeit vorzutäuschen, wo sie nicht vorhanden ist, kühl und unbequem teilt sich die Leere dieser Figuren dem Zuschauer mit, dem es letztlich verleidet wird, diesen Film als ästhetisches Ereignis feinschmeckerisch zu genießen - ist doch da auch immer wieder die Rede von äußerem Schein und innerer Hohlheit, von trügerischem Putz, von Menschen, die stets darauf bedacht sind und sein müssen, für mehr gehalten zu werden als sie sind. Insofern entspricht die unbeteiligt lassende, fast herzlose Schönheit dieses Films genau seinem Thema von der Veräußerung jedweder innerer Werte. Spätestens bei den malerischen Schlachtszenen (es ist die Zeit des Siebenjährigen Krieges) wird dies deutlich: In ästhetischer Ordnung, wie auf alten Gemälden, stehen sich die farbenprächtigen feindlichen Reihen gegenüber, doch der Film geht - vor allem durch das Moment der Bewegung - weiter: die Reihen schießen aufeinander, man sieht nicht den erstarrten Moment der Malerei, sondern buchstäblich, wie Menschen "fallen", wie sich die Ordnung der Schlachtreihen auflöst in sterbende Körper. Und dann beginnt man diesen Redmond Barry plötzlich zu begreifen, wenn er nichts anderes mehr im Sinn hat als das Überleben - und zwar das möglichst sichere und vorteilhafte. Sehr schnell vergißt er da seine Liebe zu seiner skrupellosen Cousine Nora, wegen der er in einem Duell einen englischen Captain getötet zu haben glaubt, flieht und in die Armee King Georges III. eintritt, nachdem ihm zwei Wegelagerer eine weitere Niederlage beigebracht haben. Aus der englischen Armee desertiert Barry, als man ihm allmählich Glauben und Moral ausgetrieben hat, doch er wird beim preußischen Militär zwangsrekrutiert, verdingt sich dann als Spitzel der Berliner Polizei und entkommt mit einem irischen Landsmann und Falschspieler ins Ausland. Beim Spiel lernt er Lady Lyndon kennen, eine schöne, reiche und weiche Frau, die er nach dem Tod ihres greisen Mannes heiratet. Redmond wird, als Barry Lyndon, Opfer seiner Erfahrungen - jener, die ihn selbstsüchtig und gemein gemacht haben ebenso wie jener, die er als Emporkömmling einer anderen Klasse nicht machen konnte. Achtlos richtet er seine Frau zugrunde, leichtfertig vergeudet er ihr Vermögen, unbeherrscht forciert er die Feindschaft mit seinem Stiefsohn, der ihn schließlich zum Duell fordert. Zwar versucht Barry Lyndon da - wohl zum ersten Mal in seinem Leben, ritterlich zu sein, doch die Welt, in die er einzudringen versucht hat, ist ebenso wenig ritterlich wie jene, aus der er gekommen ist, und das Duell erweist sich nicht als der ehrenwerte Zweikampf, sein Gegenüber erbricht vor Angst. Als Krüppel und Ausgestoßener, von seiner macht- und geldhungrigen Mutter begleitet, mit einer kleinen Rente als Trost, gebrochen und einsam: so kehrt Redmond Barry in seine ärmliche irische Heimat zurück. - In dieser ganzen Geschichte wird Redmond Barry in keinem Augenblick zur Identifikationsfigur, die Schönheit der Bilder wirkt eher abweisend, zudem hält ein immer wieder ironisch unterbrechender Kommentar den Zuschauer auf Distanz. Fast ein wenig eklektisch wirkt dabei Kubricks Stilwille, es scheint, er habe für diese Produktion auch die gesamte Filmwirtschaft studiert, bis hin zu Herzog (die Landschaftsausblicke) und Schroeter (die Nachtszenen vom Spieltisch). Nur kann sich Kubrick eben jeden Aufwand leisten, notfalls auch eine von Zeiss für die NASA entwickelte Spezialoptik, mit der Innenaufnahmen noch bei Kerzenlicht möglich sind und eine irritierend ungewohnte Atmosphäre in den Bildern schaffen. Eine bessere Vorlage als diesen eher etwas dünnblütigen Antischelmen- und Antibildungsroman, den Thackeray 1844 publiziert hatte, hätte sich Kubrick für dieses Unterfangen nicht wählen können.

Erschienen auf filmdienst.deBarry LyndonVon: H. G. Pflaum (27.5.2025)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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