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Basic Instinct

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Detective Nick Curran wird beauftragt, einen Mord an einem Mann aufzuklären, der während des Sex mit einem Eispickel erstochen wurde. Hauptverdächtige ist schon bald die eiskalte Catherine Tramell, die Nick gegenüber sehr provokant und sexuell eindeutig auftritt. Tatsächlich stürzen sich die beiden bald in eine verhängnisvolle Affäre, bei der Nick schon bald nicht überblicken kann, ob Catherine oder die Psychiaterin Beth Garner eher für den Mord in Frage kommt.

Leider gibt es keine Kinos.

Eine Frau und ein Mann beim Koitus, ganz auf sich bezogen, der Welt entrückt. Doch über dem Bild liegt eine merkwürdige Bedrohung, etwas Unheilvolles, das sich noch verstärkt, als sie ihm die Hände fesselt. Dann erreicht das Paar seinen Höhepunkt, doch inmitten der Ekstase ereilt ihn ein grauenvoller Tod: sie ersticht den in jeder Beziehung Ausgelieferten mit einem Eispickel.

Nach einer ruhigen Plansequenz bringt Paul Verhoeven gleich zu Beginn die Geschichte auf den Punkt: Sex und Gewalt, Blut und Leidenschaft bestimmen die Szene. Das erste Opfer ist ein abgehalfterter Rockstar, als Täterin kommt dessen Gelegenheitsaffäre, eine verführerische Krimi-Autorin in Frage. Der Jäger ist ein desillusionierter Polizist, der einst im Einsatz zwei unschuldige Passanten tötete und die daraus erwachsenen Alkohol- und Drogenprobleme nun endlich überwunden zu haben glaubt; doch vielleicht trügt der Schein. Auf die Fährte der mutmaßlichen Mörderin gesetzt, sieht er sich bald einem Zwiespalt zwischen beruflichem Engagement und sexuellem Verlangen ausgesetzt - einem Zwiespalt, den die blonde Autorin Catherine zu schüren versteht. Ihr bereitet das unverhohlene "Katz und Maus"-Spiel sichtliches Vergnügen, zumal sie glaubt, einen dunklen Punkt im Leben des Polizisten Nick entdeckt zu haben. Der pendelt fortan zwischen zwei Frauen, denn auch mit der Polizeipsychologin Beth ist er mehr als freundschaftlich verbunden. Allmählich kristallisiert sich eine Wirklichkeit heraus, deren Fakten zwar auf der Hand liegen, die Nick jedoch nicht anerkennen will. Eine Verbindung zwischen Catherine und Beth ist offenkundig. Catherines Romane scheinen die Vorlage für die Mordszenarien abzugeben. Ihr neues Buch handelt von einem schießwütigen Polizisten mit Drogenproblemen. Nur widerwillig zählt Nick zwischen den einzelnen Liebesakten eins und eins zusammen. Den Kollegen und Freund Gus kann er dadurch zwar nicht mehr retten, doch auch die "Liebesmörderin" bleibt auf der Strecke. Nach einem Anflug von Trauer hofft Nick, sich in Zukunft zumindest unbeschwert Catherine hingeben zu können; doch jede Leidenschaft hat ihre dunklen Seiten.

Als erotische Thriller-Sensation des Jahres hochgespielt, hat "Basic Instinct" in Amerika schon im Vorfeld für Schlagzeilen gesorgt. Erst nach mehreren Schnittfassungen konnte der Film die Freigabe "NC 17" der MPAA erhalten, die eine Vorführung in allen Kinos des Landes gestattet; ein "X-rating" hätte den Thriller automatisch in die einschlägigen Pornokinos verbannt und seine wirtschaftlichen Erfolgschancen gegen Null tendieren lassen. Aber ganz so freizügig wie Verleih und Werbung Glauben machen wollen, ist "Basic Instinct" nun doch nicht. Letztlich ist es ein Film aus Hollywood, und da hat alles seine Grenzen. Kunst und Provokation zugleich ist ein Spiel hart an und mit der Grenze. Von Verhoevens Film verunglimpft fühlten sich die amerikanischen Homosexuellen, die glaubten, eine homo- bzw. bisexuelle Mörderin könnte sich negativ auf ihren Kampf um gesellschaftliche Anerkennung auswirken, und zu Protestkundgebung aufriefen. Doch "Basic Instinct" offenbart vielmehr das reaktionäre Weltbild seines niederländischen Regisseurs, dem der Begriff "Darwinismus" nicht fremd sein dürfte. Nicht von ungefähr drängt sich eine Parallele zum Tierreich auf, kommt einem doch die Gottesanbeterin in den Sinn, die ihrem Männchen nach der Begattung den Kopf abbeißt. Griffig formuliert heißt das: Wer sich ausliefert, ist geliefert, eine grausame Welt macht auch vor der Schlafzimmertür nicht halt. Die eigentliche Provokation des Films liegt jedoch darin, daß er sämtliche Anti-Aids-Kampagnen Hollywoods unterläuft und einen Tanz auf dem Vulkan propagiert: Lust und Blutrausch, das ist eine eher unerquickliche Mischung, Nervenkitzel um seiner selbst willen. Verhoeven versteht es, die Geschichte so effektiv wie möglich in Szene zu setzen, und bringt immer wieder die im verborgenen schlummernden Obsessionen eines jeden einzelnen ins Spiel. Dies verleiht den Personen unauslotbare Tiefen, doch mit dem kraftvoll-schockierenden Auftakt hat sich Verhoeven ein visuelles Plansoll gesetzt, dem er über weite Strecken chancenlos hinterher rennt. Erst ganz am Ende gelingt ihm wieder eine Einstellung - diesmal ganz ohne Blut -, die das eigentlich Beängstigende des Films auf den Punkt bringt: die Ambivalenz von grenzenlosem Vertrauen und der Angst, daß dieses Vertrauen mißbraucht wird - eine klassische und grauenhafte Falle. Neben den Newcomerinnen Sharon Stone und Jeanne Trippelhorn ist Michael Douglas einmal mehr in einer eher unsympathischen Rolle zu sehen, und mit ihm steht und fällt der Film. Weniger sein schauspielerisches Talent ist gefragt, als seine persönliche Ausstrahlung, die ihm auch dann noch die Sympathien der Zuschauer sichert, wenn er eigentlich auf Grund seines Leinwand-Charakters jeden Bonus verspielt haben müßte. Ein gebrochener Held und kein strahlender Sieger, sondern jemand, der das Wissen um seinen wahren Charakter in sich trägt.

Veröffentlicht auf filmdienst.deBasic InstinctVon: Hans Messias (8.8.2025)
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