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Filmkritik
Felix (Matthias Schweighöfer) ist ein Niemand. So jedenfalls wird er wahrgenommen. Sogar der Angestellte des Coffeeshops, in dem er jeden Morgen seinen Kaffee bestellt, ruft den verdrucksten Angestellten stets mit „Niemand“ auf. Dabei heißt Felix eigentlich Niemann. Eines Morgens platzt ihm der Kragen, und er besteht auf der korrekten Anrede. In den Tagen davor war einiges geschehen. Denn Felix ist aus seiner Anonymität im Job ausgebrochen und wird vom eitlen Chef Gideon (Benno Fürmann) persönlich hofiert. Plötzlich hat er statt schütterer Strähnen einen vollen Haarschopf und Erfolg bei der attraktiven Musikerin Paula (Verena Altenberger). Er schafft es sogar, mit seiner Ehefrau Bianca (Luise Heyer), die vorübergehend ausgezogen ist, wieder in Kontakt zu kommen.
Ein dubioser Wunscherfüller
Was ist geschehen? Felix hat sich Hilfe geholt – glaubt er zumindest. Er ist einer Annonce gefolgt, die verspricht, seine Träume Wirklichkeit werden zu lassen. In einem unscheinbaren Laden hat ihm der Wunscherfüller Kipling (Henry Hübchen) Hilfe zugesichert. Felix will etwas Großes schaffen, seinem Leben Sinn geben. Und siehe da: Die Wünsche gehen in Erfüllung. Der Haken an der Sache ist allerdings, dass er den Vertrag mit seinem Blut unterschrieben hat und Kipling nach einer Woche Bilanz zieht.
Doch in der Zwischenzeit wird Felix zum Star auf der Arbeit, bezieht ein schickes Büro hoch über der Stadt und geht bald fast buchstäblich über Leichen. Denn mit dem Erfolg nehmen auch die Kollateralschäden zu. Das sei einfach der Kapitalismus, beschwichtigt ihn sein selbstgefälliger Chef. Das hatte sich Felix anders vorgestellt. Während er versucht, Herzensangelegenheiten, Beruf, Familie und Ambitionen auszubalancieren, rast ein Meteorit auf die Erde zu und droht den Planeten auszulöschen. Überdies muss Felix bald Rede und Antwort stehen.
Dass Erfolg so nervenaufreibend sein kann, hätte sich der unglückliche Angestellte nicht träumen lassen. Stattdessen wiederholte sich in der Zeit seiner Unscheinbarkeit immer wieder der gleiche Traum. Mit langem Haar erwachte er in seiner sonnendurchfluteten Wohnung, wo ihn Frau und Kinder fröhlich zum Frühstück empfangen. Die Realität des grauen Mäuserichs sieht indessen komplett anders aus. Mit der Schwebebahn fährt er zur Arbeit und wird dabei ständig von Menschen angerempelt. Auch sonst nimmt ihn keiner wahr. Felix’ geduckte Haltung und seine grau-beige Kleidung tragen mit dazu bei. Die Mokassins an seinen Füßen sagen alles: Er schleicht lautlos durchs Leben, hinterlässt keine Spuren, träumt viel, schafft wenig und trägt durch seinen Mangel an Kommunikation mit dazu bei, dass seine Ehefrau immer unzufriedener wird und nach anderen Männern Ausschau hält.
Das kleinste Rädchen in der Maschine
Regisseur Erik Schmitt entführt in der Literaturverfilmung „Das Leben der Wünsche“ in eine Fantasiestadt, in der Felix als kleinstes Rädchen in einer großen Maschinerie funktioniert. Das Gebäude, in dem er arbeitet, ist wuchtig und macht ihn noch kleiner, als er sich ohnehin fühlt, zumal sein Schreibtisch in einem riesigen Großraumbüro steht. Regie und Szenenbild akzentuieren von Anfang an die Ohnmacht des Protagonisten. Das Produktionsdesign laviert allerdings recht unentschlossen zwischen sorgsam gestalteten Interieurs und weniger überzeugenden, mit KI und Spezialeffekten erzeugten Außenwelten. Die urbanen Elemente der modernen Metropole wirken arg zusammengewürfelt: eine Mischung aus Wuppertal, Berlin und Los Angeles. Auch schlechte Perücken und scheinbar konzeptlos eingesetzte CGI-Effekte lassen den Film seltsam künstlich wirken.
Hinzu kommt eine sehr schematische Erzählweise und bisweilen karikaturhafte Figuren. Gut und böse sind klar getrennt, der Chef ist ein Ekelpaket, während Henry Hübchen als schmieriger Mephisto-artiger Kipling zumindest für etwas Ironie sorgt. Dass Felix einen Pakt mit dem Teufel abgeschlossen hat und dass der ein Opfer fordert, ist schnell klar. Schmitt kann seinem faustschen Stoff aber kaum einen Mehrwert abgewinnen – und überhebt sich gleichzeitig an der Story. Es geht um die ganz großen Menschheitsfragen: die Erhaltung der Erde sowie das Miteinander von Arbeit und Familie. Matthias Schweighöfer durchwandelt den Film als ewig staunender Hans im (Un-)Glück, der mehr reagiert als agiert, aber kaum eigene Akzente setzt. Das verfestigt den Eindruck großer Ambitionen, die optisch wie narrativ nur unzulänglich umgesetzt werden. Der Film nach einem Roman von Thomas Glavinic gleicht damit seinem träumerischen, aber nicht durchsetzungsfähigen Protagonisten.




