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Filmplakat von DEMBA

DEMBA

100 min | Drama
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Filmkritik

Die Zeit hat Demba (Ben Mahmoud Mbow) überholt. Fast dreißig Jahre hat er als Beamter im Rathaus der senegalesischen Kleinstadt Matam gearbeitet, hat Geburtsurkunden und Totenscheine ausgestellt, Leben und Tod im senegalischen Dorf registriert und wegsortiert. Doch jetzt ist ein Computer da – eine Zukunft, an der er keinen Anteil mehr hat. Gegen seinen Willen wird er in Pension geschickt. Im Ledersessel, in dessen Armlehnen er bereits tiefe Löcher gepult hat, sieht der ehemalige Beamte der Zeit dabei zu, wie sie davonzieht.

Demba ist stehen geblieben. Daran ist aber nicht die Digitalisierung schuld. Es ist vielmehr der Tod seiner Frau Awa (Awa Djiga Kane), der sein Leben stillgestellt hat. Der Witwer oszilliert hilflos zwischen den Erinnerungen an sie und einem Alltag, in dem er keinen Halt findet. Er wirkt wie ein senegalischer Bartleby, wenn er durch die Orte seines vergangenen Lebens geistert und dabei alle Versuche von Hilfe und Zuwendung zurückweist.

Rituale ohne Therapeuten

Wenn Demba sich doch einmal bewegt, rutscht er noch weiter ab. Er zerstört den Rechner, der auf seinem Arbeitsplatz steht, er stößt Freunde vor den Kopf, die ihn seit seiner Kindheit begleiten, er missachtet das Verhältnis zu seinem Sohn Bajjo (Mamadou Sylla), der ihn ein ums andere Mal aufzurichten versucht. Vor allem aber zerstört Dembas Trauer ihn selbst.

Wohin ihn dieser Weg führt, sieht er, wenn er Pekane (Mamadou Bayo Sarr) begegnet. Der alte Freund hat nie mehr aus seinen Depressionen herausgefunden und geistert nun ohne Verstand durch die Kleinstadt, deren Bürger ihn zum Schutz immer wieder in Ketten legen und in einen Verschlag sperren. Umso vehementer wehrt sich Demba gegen jegliche Form der Heilung; zwar akzeptiert er die traditionellen Rituale, doch den Therapeuten lässt er nicht an sich heran – schließlich ist er ja nicht krank.

Der Film von Mamadou Dia stellt sich mit Dembas Depression aber seinerseits ebenfalls still und lässt kaum eine Vorwärtsbewegung zu; er verharrt im persönlichen und gesellschaftlichen Irrglauben. Nur der Schlaf oder der Rausch erlauben es dem Film wie seinem Protagonisten, dringend notwendige Schritte zur Seite zu tun, um das Verlorene oder ein mögliches Danach erahnen zu lassen. Etwa Awa, die als guter Geist Demba immer wieder begegnet, ihn anlächelt, anhimmelt oder zur Räson ruft; nur zurück ins Leben kann sie ihn nicht begleiten.

Wie man den Tod verwirren kann

Wirklich produktiv ist dieser lähmende Zustand auch für den Film nicht. Während die Kamera sich dem mit dem ein oder anderen Manöver zu entziehen versucht, tritt die Inszenierung auch dort auf der Stelle, wo Demba sich selbst überlassen bleibt und der Film den Lebensweg seines Sohnes Bajjo erkundet. Einzig die Zeremonie des Tajabone-Festivals, bei dem sich die ganze Stadt in den Kleidern des anderen Geschlechts durch die Straßen tanzt, um den Tod zu verwirren, entwickelt eine ansonsten allzu abwesende Dynamik. Was „Demba“ eher zusammenhält als das ästhetische Hickhack, ist der Hauptdarsteller Ben Mahmoud Mbow, der die Kamera weniger mit seinem Spiel, als mit seinem Sein in Bann schlägt; mit der Präsenz eines Mannes, der mehr erlebt hat, als andere je spielen könnten.

„Demba“ konstruiert den gesellschaftlichen Irrglauben über die Krankheit des Geistes aus dem persönlichen Irrglauben des Trauernden. Das im Norden des Senegals gesprochene Pulaar verfügt über kein Wort für Depression; in der Kleinstadt Matam gibt es keine therapeutischen Angebote für Menschen mit psychischer Erkrankung. Und doch ist Demba nicht allein. Die Gemeinschaft um ihn ist oft hilflos und gibt sukzessive das gute Zureden, nicht aber den Witwer selbst auf. Demba glaubt nicht an seine Krankheit, aber vielleicht reicht es ja, dass die anderen daran glauben. Darauf beharrt der Film mit mehr Vehemenz, als ihm guttut.

Veröffentlicht auf filmdienst.deDEMBAVon: Karsten Munt (3.7.2025)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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