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Filmkritik
Ganze Generationen von Hollywood-Komödien lebten davon, daß ein halbwegs komisches Drehbuch von einer Spezialistenschar "aufgegagt" wurde. Beim neuesten Film der Zucker-Brüder hat man den umgekehrten Eindruck: der Film sieht aus, als habe man jahrelang eine Anthologie von Slapstick-Gags zusammengestellt und sich anschließend gefragt, welche Story sich denn nun als Vehikel für die vielen Spaße hinzuerfinden ließe. Ähnlich sah vor ein paar Jahren schon eine Fernsehserie aus, mit der die Zuckers nach sechs Folgen Schiffbruch erlitten, weil sie für das hausbackene amerikanische Fernsehpublikum zu absurd und überdreht war. Sie hieß "Police Squad", und aus ihr wurden Konzept und Hauptpersonen des Kinofilms entliehen. Schon damals vermochte Leslie Nielson als reichlich unorganisierter Polizeileutnant sein Auto in keine Lücke einzuparken, ohne Bauarbeiter vom Gerüst oder friedliche Angler ins Hafenwasser zu stoßen. Das Format der kurzatmigen TV-Serie bot leider nie ausreichend Zeit, die komischen Dimensionen und karikaturistischen Möglichkeiten der Figur voll auszunutzen. Der Film tut es mit Bedacht und Verve. Wer seinen Mickey Spillane und die auf ihm fußende Serien-Tradition kennt, wer amerikanische Soap-Operas beweint oder belächelt hat, wer noch einmal in 80 Minuten einen repräsentativen Gag-Querschnitt der Slapstick-Geschichte von Harold Lloyd bis zu den Three Stooges serviert bekommen möchte, der sitzt bei "Die nackte Kanone"`im richtigen Kino.
Die Handlung ist unwichtig. Sie dient nur als Gerüst, als Aufhänger und Auslöser für eine Sintflut von Spaßen, deren nächster immer schon folgt, wenn man sich vom vorigen noch gar nicht erholt hat. Frank Drebin, besagter Los Angeles-Polizeileutnant, ist zunächst einem Routinefall von Heroin-Schmuggel auf der Spur, bei dem er einen seiner besten Leute ans Krankenhaus verliert. Doch der begüterte Hintermann, der sich zwischen Ming-Vasen und teuren Tropenfischen versteckt, entpuppt sich als viel gefährlicher. Er hat nämlich ein Attentat auf die englische Königin vor, die Los Angeles einen Besuch abstattet. Sein abgefeimter Plan basiert auf ferngesteuerter Hypnose und soll bei einem Baseballspiel der California Angels in die Tat umgesetzt werden. Daß der Bösling über eine attraktive Assistentin verfügt, macht die Sache für Drebin nicht einfacher, denn in die hübsche Blondine verliebt er sich Hals über Kopf.
Die Zucker-Brüder und Jim Abrahams wissen inzwischen, wie man ein Feuerwerk an Slapstick mit einer Prise absurder Marx-Brothers-Komik verbinden muß, um den Fallstricken des dümmlichen Kino-Alltags zu entgehen. Weniger auf das geschickte Timing ihres Films "Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone" greifen sie hier zurück als auf die Gag-Salven von "Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug" und die Absurditäten von "Top Secret". Jede Wendung der Handlung, jede Zeile des Dialogs, jede Bewegung der Figuren ist ausschließlich darauf konzipiert, daß etwas passiert, was eigentlich gar nicht passieren dürfte. Das Prinzip, die Akteure mit unbewegter Miene und dienstfertigem Eifer den unglaublichsten Unsinn anstellen zu lassen, feiert in "Naked Gun" Triumphe. Und überall lauern Anspielungen, Parodien und Zitate, die komplett zu enträtseln sicher ein ganzes Team von Filmfans erfordern würde. Nicht immer ist alles geschmackvoll und jugendfrei, aber daran haben sich die Zuckers noch nie gestört. Und leider wird dem in Baseball unerfahrenen deutschen Publikum in der letzten Viertelstunde vieles entgehen, worüber sich die Amerikaner ausschütten vor Lachen. Wenn man das Kino verläßt, beschäftigt einen eigentlich - atemholend - nur eine Frage: Wie um alles in der Welt kann bloß der nächste Zucker-Film aussehen?