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Filmplakat von Here and Now

Here and Now

82 min | Drama, Lovestory
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Jazz-Sängerin Vivienne Carala hat alles ihrer Karriere untergeordnet und sogar die Kindheit ihrer Tochter dafür verpasst. Doch so fokussiert auf die stetigen Auftritte hat sie auch die Warnsignale ihres Körpers ignoriert und nun die niederschmetternde Diangose: ein Tumor, der kurz vor ihrem 25. Bühnenjubiläum festgestellt wird. Während die Proben und Pressetermine für die große Show laufen, hinterfragt sie alle ihre bisherigen Lebensentscheidungen und muss feststellen, dass sie niemanden hat, mit dem sie über ihre Krankheit sprechen kann...

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Filmkritik

Die Erwartungen an Alan Balls neueste Serienschöpfung „Here and Now“, die nach ihrer Erstausstrahlung auf Sky nun auch als DVD-Veröffentlichung für das Heimkino verfügbar ist, waren in den politisch turbulenten USA der Gegenwart im Vorfeld ungemein hoch. Schließlich hat sich der amerikanische „Oscar“-Preisträger (für das Drehbuch zu Sam Mendes’ „American Beauty“) seit der Jahrtausendwende als einer der innovativsten Serienschöpfer erwiesen: Mit seiner schwarzhumorig-melancholischen Familiensaga „Six Feet Under“ (2001-2005) um ein sehr spezielles Bestattungsunternehmen in Los Angeles hatte er jüngere Seriengeschichte geschrieben. Bis zu ihrem Ende nach 62 Episoden und veredelt mit zahlreichen „Emmy“- und „Golden Globe“-Auszeichnungen, läuft der Serienmarathon um das Leben der Familie Fisher bis heute immer wieder im Pay-TV und bei mehreren VoD-Plattformen mit weiterhin hervorragenden Quoten wie Abrufzahlen. Auch mit „True Blood“, einer mit Horror-, Fantasy- und Popkultur-Elementen gespickten Mysteryserie um eine Horde von Vampiren, die im Hier und Heute einer fiktiven Kleinstadt im Bundesstaat Louisiana an der Seite von US-Bürgern koexistieren, konnte Alan Ball seine Erfolgssträhne fortsetzen. Von 2008 bis 2014 entstanden insgesamt sieben Staffeln, die auch in Europa breit rezipiert wurden und gerade durch ihre Vorliebe für klassischen Gothic Horror, etwas Sex und Politik sowie einer Menge wirklich spritziger Dialoge längst nicht nur ein genreaffines Publikum begeistern konnten. „Here and Now“ ist nun ebenfalls wieder eine Dramaserie geworden, in der sich in zehn Episoden alles um die Wünsche, (Alb-)träume und Tragödien innerhalb und außerhalb der Familie Bayer-Boatwright dreht. Zwei hochkarätige Hauptdarsteller konnten die HBO-Masterminds für dieses durchaus eigensinnige, nicht besonders konforme Serienexperiment gewinnen: Tim Robbins (als Greg) und Holly Hunter (als Audrey) agieren in dieser im freigeistigen Portland, Oregon, angesiedelten Serie, die sich inhaltlich wie dramaturgisch offen mit der ewigen „Melting Pot“-Metapher der USA auseinandersetzt, als eher kopflose denn zielgerichtete Familienoberhäupter. Als drogengeschwängerte Ex-Hippies, die einst gemeinsam in Berkeley studierten, leben die Bayer-Boatwrights heute mit ihren vier ungleichen Kindern – Duc, Ashley und Ramon wurden von ihnen aus diversen Ländern adoptiert, Kristen ist ihre leibliche Tochter – ebenso begütert wie freigeistig an der Nordwestspitze des politisch tief gespaltenen Landes. Greg ist zwar ein angesehener, aber reichlich altersmüder Professor für Philosophie, dem der alles umwälzende Triumphzug Donald Trumps den intellektuellen Wind aus den Segeln genommen hat: „Wir haben verloren“, lautet sein missmutiges Fazit, als er zu seinem 60. Geburtstag eine kurze Rede hält. Als junger Wissenschaftler waren ihm einige Bucherfolge mit „Hilfe-zur-Selbsthilfe“-Praktiken gelungen, doch mittlerweile erwartet er selbst nicht mehr viel vom Leben: weder im noch abseits des Hörsaals. Wenn er dort beispielweise über Camus’ „Der Mythos des Sisyphos“ doziert, ist das zugleich auch ein persönliches Abbild seiner als wenig wertvoll eingeschätzten Existenz: Den Stein der Lehre wie seines angeknacksten Ehelebens gilt es nur noch irgendwie nach oben zu rollen, aber am Ende wird er Greg doch eh eines Tages zerschmettern! Also stattdessen doch lieber im postmodernen „Anything goes“-Mantra sein eigenes Heil suchen? Beileibe nicht im Falle von Greg: „Rien ne va plus“ heißt es zunehmend für den immer depressiver werdenden Universitätsprofessor, der zu jungen Prostituierten hetzt und parallel zu Hause seinen Mann nicht mehr steht: im wörtlichen Sinne. Audrey verdient sich unterdessen als Freelancer-Coach für Konfliktlösungen und gesellschaftlich-soziale Probleme ihren Lebensunterhalt. Und davon gibt es bekanntermaßen in der amerikanischen Gegenwart genug: Puritanische Sittenwächter bekriegen sich inzwischen auch in diesem an sich lange Zeit besonders toleranten Flecken der USA regelmäßig mit transgender-offenen Jugendlichen oder aggressiven Black-Power- oder rassistischen White-Pride-Aktivisten. Wer in dieser wirren Gemengelage eigentlich noch zum demokratischen oder schon zum republikanischen Flügel gehört, wer grün angehaucht oder partiell rechtsnational eingestellt ist, ist keineswegs durchgängig ersichtlich, wozu im Besonderen auch die seltsam losen Drehbuchwindungen von „Here and Now“ beitragen, die sich – im Grunde wie die gesamte Serie – in immer wieder neuen, obendrein ziemlich unabgeschlossenen Mini-Geschichten verlieren. Er wollte schlichtweg keine weitere Serie über eine x-beliebige weiße amerikanische Familie realisieren, erklärte Alan Ball bereits während der Dreharbeiten gegenüber der US-Presse: Davon gebe es schließlich viel zu viele. Er sei dagegen an sozialer Diversität und politischem Pluralismus interessiert, was tatsächlich bereits in den ersten Episoden von „Here and Now“ teilweise in kleinen, absurd-komischen Szenen (wie bei einem überzogenen Polizeiverhör) eingelöst wird. Es fehlt jedoch generell ein roter Faden in diesem viel zu überladenen Seriengeschöpf, das mit politischer (Über-)korrektheit ebenso hantiert wie mit karikaturhaften Genderklischees oder ein paar allzu brav geratenen Drehbuchspitzen gegenüber der aktuellen US-Administration. Zudem nervt auch allerlei metaphysisch inspirierter Hokuspokus (wie die Uhrzeit 11:11) von Episode zu Episode mehr und mehr, wodurch Alan Balls Serienantwort auf Donald Trump als US-Präsident inhaltlich häufig ins Leere läuft. Was ursprünglich durchaus als ambitionierte Serie für die schwer traumatisierte Seele des linksliberalen Amerikas (Greg: „Verprügelt ein paar Nazis!“) gedacht war, entpuppt sich in den zehn blutarmen, reichlich eklektizistischen Episoden am Ende doch als veritabler Flop, von dem sich wenig einprägt außer etwas schwuler „full frontal-nudity“, schicken Perücken, vielen lieblos animierten Schmetterlingen und ein paar enigmatisch-kruden Drehbuchzeilen („Wann ist aus Krieg eigentlich Unterhaltung geworden? – „Seit dem IS.“). Und so verhält sich Alan Balls neueste Serie wie das pinkfarben-postmoderne „Portland Building“ von Michael Graves: einer Ikone des Eklektizismus, das als Gebäude so vieles aus so unterschiedlichen Bereichen erzählen will – und doch nur das pure Nichts verkörpert.

Erschienen auf filmdienst.deHere and NowVon: Simon Hauck (2.6.2025)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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