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Filmkritik
Jenseitserfahrungen nach dem Tod sind eine beliebte Spielart des (insbesondere) US-amerikanischen Fantasy-Films, die vor allem in den 1940er-Jahren und den 1990er-Jahren vielfach aufgegriffen wurde. So ist etwa „Ghost - Nachricht von Sam“ (1990), „Vier himmlische Freunde“ (1993) oder „Hinter dem Horizont“ (1998) gemeinsam, dass die Protagonisten nach ihrem Tod weiter Kontakt zu ihren lebenden Angehörigen haben oder in deren Leben eingreifen wollen. An diese Wellen überirdischer Filmsujets knüpft auch der Film „Eternity“ des irischen Regisseurs David Freyne an. Allerdings beschränken sich die Abenteuer der Verstorbenen hier weitestgehend auf den fiktiven Handlungsraum des Jenseits.
Auf immer und ewig
Larry Cutler ist seit Jahrzehnten glücklich mit Joan verheiratet. Weil die unheilbar an Krebs erkrankt ist, gehen beide davon aus, dass Joan zuerst sterben wird. Doch auf einer Familienfeier verschluckt Larry eine kleine Brezel so unglücklich, dass er erstickt. Kurz darauf erwacht er im Körper seines jüngeren Selbst (Miles Teller) in einer bahnhofsartigen Zwischenstation des Jenseits, in der agile Verkäufer Jenseitswelten wie Urlaubsorte anbieten. Larry erfährt, dass jeder Ankömmling sich in der Altersstufe befindet, in der er am glücklichsten war. Eine Woche bleibt ihm, um zu überlegen, in welcher Welt und mit wem er die Ewigkeit verbringen will. Bei seiner Wahl soll die Koordinatorin Anna (Da’Vine Joy Randolph) helfen. Doch Larry will sich erst entscheiden, wenn er seine Frau wiedersieht.
Als Joan in junger Gestalt (Elizabeth Olsen) endlich eintrifft, fallen sich beide in die Arme. Doch dann taucht plötzlich Joans erster Mann Luke auf, der im Koreakrieg gefallen ist. Der junge Luke (Callum Turner) beeindruckt mit dem Geständnis, dass er 67 Jahre auf sie gewartet und jeden Tag an sie gedacht hat. Joan bekommt überdies einen smarten Koordinator an die Seite, der zur Entscheidung drängt: Mit wem will sie in der Ewigkeit zusammen sein? Mit dieser Prämisse beginnt ein konventionelles Liebesdrama, in dem zwei Männer mit allen Tricks um die Gunst einer Frau buhlen.
David Freyne und sein Co-Autor Pat Cunnane skizzieren eine reizvolle Ausgangslage, die spannende Fragen zum menschlichen Glücksstreben aufwirft. Was kommt wirklich nach dem Tod? Was macht ein ewiges Leben lebenswert? Funktioniert es nach dem gleichen Muster wie das irdische Leben? Mit wem will man das wirklich verbringen? Solche Erwägungen und Projektionen werden recht geschickt mit allzu menschlichen Sehnsuchtsvorstellungen und Träumen verknüpft. Lässt man sich in einer Strandwelt nieder? Oder lieber mitten in den Bergen? Zieht man eine männerfreie Welt vor? Oder wagt man sich in queere Gefilde?
Die Qual der Wahl
Die Fantasy-Romanze illustriert diese Wahlfreiheit mit kunterbunten Werbeplakaten und verklärten Einblicken in die angebotenen Daueraufenthalte, die die Koordinatoren den Kunden schmackhaft machen wollen. Das hat aber natürlich auch einen Haken: Wer sich einmal entschieden hat, kann diese Wahl nicht mehr rückgängig machen, ohne in ein höllenartiges Loch verbannt zu werden.
In dieses fantasievolle Setting, das in seiner Farbenpracht und Verspieltheit an Filme von Wes Anderson erinnert, ist ein konventionelles Liebesdreieck eingebettet, in dem Joan zwischen der tiefen Vertrautheit mit Larry und der vielversprechenden Chance hin- und hergerissen ist, mit der ersten großen Liebe ein ungelebtes Leben nachholen zu können. Das führt zu allerlei emotionalen Verwicklungen und komischen Hahnenkämpfen, die sich allerdings schnell wiederholen und zu Längen führen.
Eine wichtige Rolle bei der Entscheidungsfindung spielt ein nostalgisch anmutender Archivtunnel, der es erlaubt, in die Vergangenheit zu reisen und wichtige Lebensstationen wie das erste Date oder den Heiratsantrag in szenischen Miniaturen noch einmal zu durchleben.
Eine romantische Vision
Trotz heiterer Momente und gefühlvoller Begegnungen fehlt es „Eternity“ an einer Vertiefung des übernatürlichen Konstrukts jenseits romantischer Glücksvisionen; an eine ernsthafte Reflexion des Todes als menschlicher Existenzerfahrung ist erst gar nicht zu denken. Dazu passt, dass sich der dialoglastige Film am Ende mit einer wenig plausiblen Lösung um ein kitschig überhöhtes Happy End bemüht.
