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Sound of Hope: Die Geschichte von Possum Trot

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Unter der Leitung von Donna und Reverend W.C. Martin adoptieren 22 Familien aus einer schwarzen Landgemeinde in der osttexanischen Kleinstadt Possum Trot 77 der am schwierigsten zu vermittelnden Kinder aus dem Pflegesystem und setzen damit eine Bewegung in Gang.

Leider gibt es keine Kinos.

Nach dem unerwarteten Tod ihrer Mutter ist Donna Martin untröstlich. Als sie eines Tages in ihrer Trauer fröhlich spielende Kinder auf einer Wiese sieht, versteht sie das als Zeichen Gottes. Sie beschließt, ihre Familie zu vergrößern und Adoptivkinder aufzunehmen – vernachlässigte Kinder, die niemand will. Doch erst einmal muss sie ihren Mann überzeugen, und er ist alles andere als begeistert. Gemeinsam mit ihm hat Donna bereits zwei Kinder im Teenager-Alter, Ladonna und Princeton, der mit einer Behinderung zur Welt kam. Wie kämen die beiden mit jüngeren Geschwistern zurecht? Und wie soll der Familienzuwachs finanziert werden? Ganz abgesehen davon geht es um schwierige, womöglich traumatisierte Kinder mit unberechenbaren Problemen. Doch Donna hebt sich das beste Argument für den Schluss auf: „Der Herr hat zu mir gesprochen.“ Dagegen kann W.C. Martin, der als Prediger in der Baptistenkirche Bennett Chapel tätig ist, nichts mehr sagen.

Bei einer Informationsveranstaltung des regionalen Kinderschutzbundes, die Donna gemeinsam mit ihrer Schwester besucht, lernen die beiden Frauen Susan Ramsey kennen, eine Sozialarbeiterin, die Pflegekinder vermittelt. Es dauert nicht lange, und die ersten beiden Kinder, ein Geschwisterpärchen aus einem schlimmen Familienumfeld, werden herzlich und liebevoll bei den Martins aufgenommen. Ihr gutes Beispiel macht Schule – 22 weitere Familien in Possum Trot nehmen Kinder auf, und auch wenn es gelegentlich Probleme gibt: Das Konzept einer gelebten christlichen Nächstenliebe zugunsten der Schwächsten in der Gesellschaft scheint sich zu bewähren. Doch als Terri einzieht, ein etwa 15-jähriges Mädchen mit psychischen Problemen, wird die Geduld der Martins auf eine schwere Probe gestellt.

Ehrenwerte Initiative, emotionsgeladener Film

Die Geschichte nach wahren Begebenheiten, die sich rund um die Familie Martin Ende der 1990er-Jahre in der afroamerikanischen Gemeinschaft von Ost-Texas abgespielt hat, beschreibt zweifellos eine ehrenwerte und verdienstvolle Initiative: Wie sich das Ehepaar Martin für vernachlässigte Kinder einsetzt, zeugt von einem tiefen Verständnis für Menschlichkeit und Nächstenliebe, geprägt von einem unerschütterlichen christlichen Glauben. Allerdings wird gerade dieser christliche Hintergrund in „Sound of Hope“ sehr strapaziert. Überdies wird die emotionsgeladene Handlung von einem plump-bombastischen bis süßlich-tropfenden Soundtrack begleitet. Je länger der Film dauert, und er dauert viel zu lange 127 Minuten, desto mehr verstärkt sich der Eindruck, dass damit auch missionarische Arbeit geleistet werden soll, bis hin zu einer Marketingaktion am Schluss des Films.

Symptomatisch für den Stil des Films ist Terris Bekehrung, die zur gläubigen Baptistin wird und selbst ihre Taufe vornimmt. Dabei wird mit sehr mäßigem Erfolg versucht, Spannung durch die Möglichkeit zu erzeugen, dass Terri sich ertränken statt taufen könnte. Doch ein unglücklicher Verlauf würde nicht passen zu diesem Film, denn im Vordergrund des gefühlsseligen Melodrams steht der unerschütterliche Glaube als Allheilmittel zur Bekämpfung jedweder Probleme.

Regisseur Joshua Weigel hat seinen ersten Kinofilm mit einem Übermaß an Leidenschaft und Gefühl inszeniert, sodass die tatsächlich guten Ansätze hinter all der hingebungsvollen Religiosität und Emotionalität beinahe verschwinden. Aber immerhin sind sie vorhanden. Da ist zunächst die Besetzung: Nika King spielt Donna Martin als sympathisch energische Mutterfigur. Deutlich leidenschaftlicher als Donna ist ihr Mann, Reverend Martin, gespielt von Demetrius Grosse. Seine Gottesdienste – mit Gospel-Untermalung durch eine Live-Band – zeigen einen Mann, der in seiner Weisheit und Stärke den Idealtypus eines Gottesmannes repräsentiert. Sehr gut auch Diaana Babnicova als Terri, die sich anfangs für eine Katze hält – der jungen Darstellerin gelingt eine realistische, zeitweilig bewegende Interpretation ihrer Rolle, was auch für Elizabeth Mitchell als engagierte Sozialarbeiterin Susan Ramsey gilt.

Bewegende Szenen, die von der Wirklichkeit erzählen

Zwischendurch gibt es auch einige bewegende Szenen, die von der Wirklichkeit erzählen: Donna, die ganz pragmatisch alle Messer und Medikamente vor Terri in Sicherheit bringt. Der Reverend, der in der reichen „weißen“ Gemeinde nebenan mit ihrer prachtvollen Neubaukirche um Unterstützung bittet. Oder das traumatisierte Kind, das beim Anblick eines Wasserhahns zu schreien beginnt. Doch vorrangig ist „Sound of Hope“ ein Wohlfühlfilm mit der Botschaft „Alles wird gut, wenn man nur den richtigen Glauben hat!“.

All das geschieht vor dem Hintergrund des Elends von Kindern, die in das US-Sozialsystem hineingeboren wurden, das in den 1990er-Jahren noch mangelhafter war als heute – wobei einige der Errungenschaften (Stichwort: „Obamacare“) inzwischen wieder abgeschafft wurden oder auf dem Prüfstand stehen. Zu Beginn erzählen Originalfotos von misshandelten und verwahrlosten Kindern. Doch anstatt ein politisches System anzuklagen, in dem es kein Kindergeld und keine staatlich gesicherte Sozialhilfe gibt, wird in diesem Film die Adoption durch religiöse Familien quasi als Allheilmittel angepriesen, um gesellschaftliche Probleme zu lösen. Und dieser Ansatz hinterlässt einen sehr bitteren Nachgeschmack.

Veröffentlicht auf filmdienst.deSound of Hope: Die Geschichte von Possum TrotVon: Gaby Sikorski (12.8.2025)
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