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Filmkritik
Ein Mann erschießt sich an seinem Schreibtisch, vor ihm ein Abschiedsbrief. Seine Frau findet ihn, nimmt den Brief an sich und wählt eine Nummer. Der Brief, so wird sich herausstellen, war ein Geständnis; der Mann, der sich erschoß, ein Polizeioffizier; der unmittelbar Informierte ein Gangsterboß, bei dem der Polizist im Sold stand. Ehe sich diese Rätsel für den Betrachter lösen, geschieht jedoch einiges. Für den Polizisten Bannion geht es jedenfalls zunächst um einen Selbstmord. Erst der Tod einer Bardame, die beteuerte, es handele sich um Mord, macht ihn stutzig. Bald ist der kleine Polizist einer größeren Sache auf der Spur als nur einem Mord. Ein scheinbar undurchdringbares Dickicht aus Korruption und Bestechung enthüllt sich vor ihm. Da wird er von seinem Vorgesetzten aufgefordert, die Ermittlungen einzustellen. Außerdem werden er und seine Familie durch Gangster bedroht. Als seine Frau durch eine für ihn bestimmte Sprengladung getötet wird, nimmt Bannion seinen Absschied, um den Gangstern das Handwerk zu legen, aber auch um Rache zu nehmen. Als sie auch noch Bannions kleine Tochter bedrohen, hilft ihm ein ehemaliges Gangsterliebchen. Sie stirbt, von einer Kugel ihres Ex-Freundes getroffen, während Bannion mit hinzueilenden Kollegen den Gangster überwältigt.
Fritz Lang bedient sich in diesem Kriminalfilm seiner amerikanischen Periode einer trivialen Geschichte, um einmal mehr das Thema der "Herrschaft des Verbrechens" zu variieren. Der Gangsterboß versteht es so perfekt, auf der Tastatur seiner Verbindungen zu allen öffentlichen Institutionen, vor allem zur Polizei, zu spielen, daß er ohne sich zu rühren geradezu allgegenwärtig ist. Nur der rücksichtslose einzelne, angetrieben durch ein Rachemotiv, vermag ihn zu überwinden. Dazu muß Bannion allerdings eine Wandlung durchmachen, die sein Verhalten den Methoden der Gangster immer ähnlicher macht. Er siegt schließlich nur über das Unrecht, weil er "besser" ist. So wirkt die Wiederaufnahme des Polizistenalltags durch Bannion am Ende des Films eher als sarkastische Paraphrase, denn als glückliches Ende. Allzu sehr hat Bannion das Denken und Fühlen der Gangster übernommen, um ihm je wieder vertrauen zu können. Lang baut kunstvoll Spannung und Überraschung auf, spielt mit Licht und Schatten und mit visuellen Metaphern, wie etwa dem Schreibtisch, mit dessen Bild der Film beginnt, und dem Schreibtisch im Polizeirevier, mit dem er endet. Zwar hat der Film in vielen Szenen Staub angesetzt, er vereinigt jedoch alle Qualitäten der "schwarzen Serie" in sich.
Besprechung aus Heft 12/1954:
Der Film hätte Aussichten auf gute sowjetische Kritiken. Wegen Enthüllung des amerikanischen Verbrechertums, oder so ähnlich. Die Stadt, die da gezeigt wird, duckt sich unter der Herrschaft eines Gangsters, der gleichzeitig Chef der Kommunalverwaltung ist. Morde und Gewalttaten scheinen an der Tagesordnung. Finstere Unterweltler sämtlicher Kaliber bevölkern die Kneipen. Auch der Polizeikommissar macht mit. Kurz, es handelt sich um eine sehr korrupte und sehr ungemütliche Stadt, bis endlich ein Kriminalsergeant (Glenn Ford) aufsteht. Jung, unbestechlich und furchtlos, mit Faustschlägen, Würgegriffen und Pistolen rächt er seine ermordete Frau und wird nicht müde, eine finster entschlossene Miene zur Schau zu tragen. Wer weiß, wie trotzdem alles ausgegangen wäre, hätte nicht der Gangster Nr. 2 seiner hübschen Gangsterbraut einen Kessel kochenden Kaffees ins Gesicht geschüttet. - Das anzusehen, ist keineswegs langweilig, denn der Film ist Von Könnern gemacht. Aber er ist unerfreulich. In seinem Hang zu Grausamkeit und roher Attraktion offenbart sich eine Haltung, von der wir wünschen möchten, daß sie in Deutschland auf wenig Gegenliebe stößt.