Zum Hauptinhalt springen

The Change

Tickets
Szenebild von The Change 1
Szenebild von The Change 2
Szenebild von The Change 3
Szenebild von The Change 4
Szenebild von The Change 5
Szenebild von The Change 6
Szenebild von The Change 7
Szenebild von The Change 8
Szenebild von The Change 9
Szenebild von The Change 10
Ellen (Diane Lane), Professorin an der renommierten Georgetown University in Washington, D.C., und Chefkoch Paul (Kyle Chandler) feiern ihren 25. Hochzeitstag. Während sich die Gäste amüsieren, wird Ellen das Gefühl nicht los, die neue Freundin ihres Sohnes bereits zu kennen. Liz (Phoebe Dynevor) entpuppt sich als ehemalige Studentin, die wegen ihrer „antidemokratischen Thesen“ von der Uni geflogen ist. Jetzt steht sie kurz davor, mit der Bewegung „The Change“ einen gesellschaftlichen Paradigmenwechsel einzuleiten, der das gesamte politische System Amerikas erschüttert. Plötzlich muss Ellen nicht nur um den Zusammenhalt ihrer Familie, sondern für die Freiheit und Werte eines ganzen Landes kämpfen.
Aktueller denn je: THE CHANGE thematisiert die politischen und sozialen Veränderungen unserer Gesellschaft – nicht in den Hinterzimmern der Macht, sondern dort, wo auch wir sie jeden Tag hautnah erleben: in der eigenen Familie. Der polnischstämmige Regisseur Jan Komasa ist eine der spannendsten Stimmen des europäischen Kinos. All seine Filme greifen nuanciert brisante Themen auf und verknüpfen sie mit emotionaler Wucht. Komasas Drama CORPUS CHRISTI wurde 2020 in der Kategorie „Bester Internationaler Spielfilm“ für einen Oscar nominiert. Darüber hinaus erhielt der Film auch weltweit viele Preise und wurde in seiner Heimat Polen als Bester Film bei den Polish Film Awards geehrt. Messerscharf seziert Regisseur Jan Komasa (CORPUS CHRISTI, GOOD BOY) in seinem englischsprachigen Debüt die Ausbreitung einer faschistoiden Ideologie in scheinbar gefestigten Kreisen. Was passiert, wenn Politik eine ganze Familie spaltet? Und wie standhaft bleibt die Demokratie, wenn sie emotional in den Keimzellen der Gesellschaft – unseren Familien – neu verhandelt wird? Im Zentrum dieses Geniestreichs steht mit Phoebe Dynevor (BRIDGERTON), Dylan O’Brien (MAZE RUNNER) und Mckenna Grace (ALL DAS UNGESAGTE ZWISCHEN UNS) ein aufregendes, junges Ensemble rund um Diane Lane (UNTREU) und Kyle Chandler (BLOODLINE). Ein ebenso düsterer wie erhellender Blick in eine Zukunft, die gerade von der Realität eingeholt zu werden droht.
  • Veröffentlichung06.11.2025
  • Jan Komasa
  • Vereinigte Staaten (2025)
  • 111 Minuten
  • DramaThriller
  • FSK 12
  • 7.0/10 (407) Stimmen
Traumpalast Leonberg
Neue Ramtelstraße 2
71229 Leonberg (Württemberg)
Das Lumen Filmtheater Düren
Fritz-Erler-Straße 21
52349 Düren
Das Lumen Filmtheater Solingen
Mühlenplatz 1
42651 Solingen
Traumpalast Esslingen
Kollwitzstraße 1
73728 Esslingen
Traumpalast Waiblingen
Bahnhofstraße 50-52
71332 Waiblingen
SEVEN Kinocenter Gummersbach
Steinmüllerallee 16-18
51643 Gummersbach
Traumpalast Nürtingen
Uhlandstraße 10
72622 Nürtingen
Regina-Palast Leipzig
Dresdner Straße 56
04317 Leipzig
Kinorama Unna
Massener Straße 32-38
59423 Unna
Cinema Ahaus
Schloßstraße 16-18
48683 Ahaus

Ellen Taylor (Diane Lane) und ihr Mann Paul (Kyle Chandler) feiern in Washington, D.C., ihren 25. Hochzeitstag mit einem großen Gartenfest in ihrem Haus am Potomac-Fluss. Ellen arbeitet als Professorin an der Georgetown University, während Paul als Sternekoch ein lukratives Restaurant betreibt. Sie haben vier Kinder: Die Älteste, Anna (Madeline Brewer), ist eine erfolgreiche queere Stand-up-Komödiantin, Cynthia (Zoey Deutch) arbeitet als zielstrebige Umweltanwältin, der schüchterne Josh (Dylan O’Brien) versucht sich erfolglos als Schriftsteller, und das Nesthäkchen, die sensible Birdie (Mckenna Grace), begeistert sich für Biologie.

Anleitung zur Rebellion

Die Taylors wirken wie eine Bilderbuchfamilie. Bis Josh bei der Geburtstagsfeier seine neue Freundin Liz Nettles (Phoebe Dynevor) präsentiert. Ellen erkennt in der seltsam kühlen Liz eine ehemalige Studentin, die vor Jahren eine Hausarbeit mit radikalen, antidemokratischen Thesen in ihrem Seminar eingereicht hat. Die Professorin sorgte damals dafür, dass die provokante Studentin die Hochschule verlassen musste. Jetzt überspielt Ellen ihren Verdruss, spürt aber die Kampfansage von Liz – zu Recht, da die Aktivistin eben ein Buch mit dem Titel „The Change“ veröffentlicht hat, das sie als „Anleitung für eine neue Weltordnung“ bezeichnet. Es propagiert eine Ein-Parteien-Herrschaft und wird von dem mächtigen Konzern Cumberland publiziert.

In fünf Kapiteln, die sich über fünf Jahre hin erstrecken, schildert der Film, wie die autoritäre Bewegung das Land erobert und Andersdenkende verfolgt und demokratische Strukturen ausgehebelt werden. Liz und Josh werden reich, während Ellen ihre Arbeit verliert und ihr Mann sein Restaurant. Die Feier von Pauls 60. Geburtstag wird zum Fanal: Anna wird bei einem Stand-up-Auftritt auf der Bühne angegriffen und taucht unter. Und Cynthias Ehe scheitert, weil sie eine Schwangerschaft gegen den Willen ihres Mannes beendet hat. Unter dem wachsenden politischen Druck zerbricht die Familie Taylor.

Eine trügerische Idylle

Es ist ein düsterer, pessimistischer Blick, den der polnische Regisseur Jan Komasa in seinem ersten englischsprachigen Spielfilm in die nahe Zukunft wirft. Mit scharfsinniger Präzision schildern er und seine Co-Autorin Lori Rosene-Gambino am Beispiel einer Akademikerfamilie, wie es einer faschistoiden Bewegung schrittweise gelingt, große Teile der Bevölkerung unter ihren Einfluss zu bringen und ein demokratisches System aus den Angeln zu heben. Auf der visuellen Ebene manifestiert sich der Machtwechsel in einer modifizierten US-Fahne, die mehrfach symbolkräftig ins Bild gerückt wird: Statt oben links prangt das blau grundierte Sternenfeld in der Mitte der Fahne.

Der Kameramann Piotr Sobociński jr. hält das wohlhabende Akademikermilieu in eleganten Bildkompositionen fest, die sich aber schnell als trügerisch erweisen, sobald die scheinbare Idylle erste Risse bekommt. Die „The Change“-Bewegung, die vom machthungrigen Cumberland-Konzern vorangetrieben wird, verweist unübersehbar auf rechtsradikale Parteien oder neonazistische Strömungen, die sich in jüngerer Zeit in westlichen Ländern ausbreiten.

Im Fokus des Films stehen allerdings nicht die extremistische Ideologie und der Prozess der Machtergreifung, sondern deren Auswirkungen auf einen Familienverband, dessen Widerstand schrittweise erlahmt und in einem Fiasko mündet. Das erschütternde Schicksal der Familie bildet den emotionalen Kern der dystopischen Narration, wobei der dystopische Anteil keinen so breiten Raum einnimmt wie in vergleichbaren Filmen wie „New Order - Die neue Weltordnung" (2020) oder der Serie „The Handmaid’s Tale - Der Report der Magd“ (2017-2025).

Mit brutaler Wucht

Die Schwerpunktsetzung von „The Change“ bedingt eine gewisse Oberflächlichkeit in der Gesellschaftskritik, da die Beschreibung der politischen Krisen im Diffusen verharrt. Man erfährt kaum etwas darüber, wie es den radikalen Kräften gelingt, sich mit ihren Parolen in den Köpfen der Bevölkerung einzunisten oder mit welchen Mitteln die Bewegung ihre totalitäre Herrschaft errichtet. Die Stationen-Dramaturgie wirkt mit ihren im Jahrestakt angeordneten Zeitebenen zudem thesenhaft und ausrechenbar.

Im dritten Akt zieht Komasa die Spannungsschraube an. Die systematische Unterdrückung steuert auf einen tragischen Höhepunkt zu, als zwei gerissene Beamtinnen die Eheleute Taylor bei einer angeblichen Volkszählung ausfragen, was sich allerdings als purer Vorwand für eine handfeste Erpressung entpuppt. Danach entladen sich die aufgestauten Konflikte in einer Abfolge blutiger Gewalttaten. Dass die latente Bedrohung durch „The Change“ irgendwann ins Verderben kippen würde, war durchaus absehbar; doch die Wucht der katastrophalen Zuspitzung verschlägt einem den Atem.

Die ambitionierte ideologiekritische Parabel versammelt ein spielfreudiges Ensemble, in dem neben Diane Lane und Kyle Chandler auch jüngere Kräfte bemerkenswerte Akzente setzen. Vor allem überzeugen Phoebe Dynevor als ebenso schillernde wie ambivalente Machtfigur Liz, die in einer Schlüsselszene überraschend humane Regungen offenbart, sowie Mckenna Grace als aktivistische Teenagerin Birdie, die mit ihrem Engagement für eine bessere Welt eine rote Linie überschreitet.

Veröffentlicht auf filmdienst.deThe ChangeVon: Reinhard Kleber (4.11.2025)
Über filmdienst.de Filmdienst.de, seit 1947 aktiv, bietet Filmkritiken, Hintergrundartikel und ein Filmlexikon zu neuen Kinofilmen aber auch Heimkino und Filmkultur. Ursprünglich eine Zeitschrift, ist es seit 2018 digital und wird von der Katholischen Filmkommission für Deutschland betrieben. filmdienst.de