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Lolita lesen in Teheran

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Im postrevolutionären Teheran der 1990er-Jahre wagt die Literaturprofessorin Azar Nafisi einen stillen Akt des Widerstands: In ihrer Wohnung versammelt sie heimlich sechs ihrer Studentinnen zu einem privaten Lesekreis. Gemeinsam tauchen sie in die verbotenen Werke der westlichen Literatur ein – von Vladimir Nabokov über F. Scott Fitzgerald und Henry James bis hin zu Jane Austen. Inmitten politischer Repression und religiöser Kontrolle wird das Lesen zu einem Akt der Selbstermächtigung, der die Frauen zum Reflektieren über Freiheit, Liebe und Identität inspiriert. Mit LOLITA LESEN IN TEHERAN erzählt Eran Riklis (LEMON TREE) die wahre Geschichte von Azar Nafisi – basierend auf ihrem gleichnamigen internationalen Bestseller. In poetischen Bildern und getragen von einem herausragenden Ensemble um Golshifteh Farahani und Zar Amir zeigt der Film eindrucksvoll, wie Literatur selbst in den dunkelsten Zeiten Räume innerer Freiheit schaffen kann.
Mit LOLITA LESEN IN TEHERAN erzählt Eran Riklis (LEMON TREE) die wahre Geschichte von Azar Nafisi – basierend auf ihrem gleichnamigen internationalen Bestseller. Entstanden ist ein zutiefst bewegendes Drama über Mut, Hoffnung und die stille Kraft der Worte. In poetischen Bildern und getragen von einem herausragenden Ensemble um Golshifteh Farahani und Zar Amir zeigt der Film eindrucksvoll, wie Literatur selbst in den dunkelsten Zeiten Räume innerer Freiheit schaffen kann.
  • Veröffentlichung20.11.2025
  • Eran Riklis
  • Israel (2025)
  • 108 Minuten
  • Drama
  • 7/10 (45) Stimmen
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Im August 1979 ist der Schah aus Teheran geflohen. Deshalb kehrt Ayatollah Khomeini aus dem Exil in Frankreich zurück und leitet, begleitet von Massendemonstrationen, die islamische Revolution an, die das Land komplett verändert. Auch die Literaturwissenschaftlerin Azar Nafisi (Golshifteh Farahani) ist mit ihrem Mann Bijan aus dem US-Exil in ihre Heimat zurückgekommen, voller Hoffnung, dass sich die Dinge nun zum Besseren wenden. Doch schon am Flughafen erlebt sie eine erste Irritation. Die Zollbeamten mustern misstrauisch die fremdsprachigen Bücher in Azars Koffer.

Gatsby wird der Prozess gemacht

Vier Romane sind es, die den Film in vier Kapitel einteilen: „Der große Gatsby“, „Lolita“, „Daisy Miller“ und „Stolz und Vorurteil“. Alles Werke, die im neuen Iran als dekadent und anstößig gelten. Azars Neuanfang am Lehrstuhl für Englische Literatur gestaltet sich entsprechend schwierig. Schon bei der Diskussion über den Gatsby-Roman von F. Scott Fitzgerald wettern die männlichen Studenten gegen die vorgebliche Unmoral und den Hedonismus des Buches. Azar regt daraufhin einen „Prozess der Islamischen Republik Iran gegen den großen Gatsby“ an und übernimmt gleich selbst die Verteidigung. Doch die Argumente prallen im Hörsaal unversöhnlich aufeinander, eine Einigung ist ausgeschlossen. Als die Professorin sich weigert, ein Kopftuch zu tragen, muss sie die Universität verlassen. Fortan unterrichtet sie ihre fleißigsten Studentinnen bei sich zu Hause, wo sie lesen und debattieren. So können sie ihrem mitunter unerträglichen Alltag für einige Stunden entfliehen.

Der israelische Regisseur Eran Riklis verhandelt nach der Autobiografie von Azar Nafisi die Bedeutung von Literatur in einer repressiven Gesellschaft. Schon im Filmtitel klingt die Frage an: Was vermag ein Buch zu leisten, wie sehr kann es Menschen (und Gesellschaften) verändern? Oder bürdet man ihm mit diesen Erwartungen zu viel Verantwortung auf? Revolution und Literatur vertragen sich jedenfalls nicht, das ist die traurige Erkenntnis dieses Films. Dies wird besonders deutlich im „Prozess“ gegen „Der große Gatsby“. Während die Männer das Buch anklagen, verteidigen die Frauen es leidenschaftlich. Was als spielerischer Austausch der Argumente und als Ode an die Fantasie gedacht war, offenbart nicht nur die Kulturfeindlichkeit des neuen Regimes, sondern auch die Kluft zwischen den Geschlechtern.

Für die Freiheit des Denkens

Die Unterdrückung der Frau, der Verlust ihrer Rechte und der Verlust ihrer Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit kristallisieren sich als weitere Themen heraus. Der private Lesezirkel wird zu einem Freiraum, in dem die Frauen unbeobachtet diskutieren und auch andere Meinungen zulassen können. Nicht von ungefähr präsentieren die vier Romane selbstbewusste Frauenfiguren, mit denen sich die Iranerinnen identifizieren können. Autobiografie wie Film schlagen so die Brücke zur aktuellen Protestbewegung „Frau, Leben, Freiheit“, indem sie die Ursachen und die Geschichte der Unterdrückung der Frau im Iran ab 1979 auffächern. Dabei scheut Riklis nicht davor zurück, Bilder von Verhaftungen, Folter und Misshandlungen zu zeigen. In Golshifteh Farahani hat er zudem eine ausdrucksstarke Schauspielerin gefunden, die auch in anderen Filmen, etwa „Paterson“ oder „William Tell“, als Muslima Stärke und Entschlossenheit zeigte. In „Lolita lesen in Teheran“ verkörpert sie die unerschrockene, mutige und selbstbewusste Professorin, die sich unbeirrt und leidenschaftlich für die Macht des geschriebenen Wortes und die Freiheit des Denkens in einem repressiven Staat einsetzt. Dazu gehört auch die schöne Vision, dass die Buchhandlung neben der Universität noch geöffnet hat und in der Straße ein lebendiges, farbenfrohes Treiben herrscht. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Nur der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Veröffentlicht auf filmdienst.deLolita lesen in TeheranVon: Michael Ranze (12.11.2025)
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