









- RegieHenrik Martin Dahlsbakken
- ProduktionNorwegen (2025)
- Dauer80 Minuten
- GenreKomödieZeichentrick
- Cast
- AltersfreigabeFSK 0
- Empfehlung der Jugendfilmjury6 -
Vorstellungen










Filmkritik
Ach, Weihnachten! Fest der Liebe, der Geschenke und der elaborierten Fallen, um Eindringlinge aus dem geliebten Familiendomizil zu vertreiben. Diese spätestens 1990 mit „Kevin - Allein zu Haus“ etablierte filmische Tradition findet heuer in „Mission: Mäusejagd – Chaos unterm Weihnachtsbaum“ seine Fortsetzung in einem Konflikt, der – der deutsche Verleihtitel verrät’s – zwischen Maus und Mensch ausgetragen wird.
Nur sind die Eindringlinge die Menschen, eine eigentlich eher freundliche Familie, deren Vater Peter (Pål Sverre Hagen) das Häuschen im norwegischen Nirgendwo von seiner Tante geerbt hat. Schon als Kind hatte er hier das Gefühl, es spuke, und nun wird das Gefühl wieder geweckt. Der patente Mäusevater hat sich allerlei Dinge ausgedacht, um die Menschen mit Schattenspielen, Chilipulver im Kaffee und derlei mehr zu verunsichern.
Elaborierte Maßnahmen gegen die Zweibeiner
Das reicht aber nicht, um die Zweibeiner wieder loszuwerden – und so werden Peter, seine Frau Sara (Sara Khorami) und die Tochter Ane (Flo Fagerli) mit so elaborierten wie improvisierten Maßnahmen verärgert und verstört: Sekundenkleber sorgt für Ärger in der Dusche, Weihnachtsleckereien dienen als Schrotgeschosse, und Ane wird mitsamt ihres Schreibtischstuhls in hohem Bogen vom Balkon geschossen – da lässt die Treppenlift-Szene aus Joe Dantes „Gremlins“ herzlich grüßen.
Das bleibt bei weitem nicht die einzige filmische Referenz, die Henrik Martin Dahlsbakken (auf Basis eines Drehbuchs von Susanne Skogstad) in diese eher brachial als feinsinnig komische Weihnachtsgeschichte einbaut; als später ein Kammerjäger das ganze Erdgeschoss mit Mausefallen zustellt, seilt sich etwa Mausevater Rasmus à la „Mission: Impossible“ von der Decke ab.
Die Mausfamilie, das wird schnell klar, ist ziemlich konsequent anthropomorphisiert, erhebt sich gerne auf die Hinterbeine und weiß mit Werkzeug, selbst mit Streichhölzern umzugehen. Sie hatten es sich eigentlich im Puppenhaus gemütlich gemacht, das bestens eingerichtet ist, mit eigenem kleinem Weihnachtsbaum und Beleuchtung aus einer 9-Volt-Batterie. Filmisch kommen die Nager aus dem Computer, sind noch etwas niedlicher als echte Hausmäuse, die großen Augen sehr betont, das Fell wirkt flauschig – selbst wenn nicht alle Bewegungen ganz stimmig scheinen, in die augenscheinlich real abgefilmte häusliche Umgebung passen sie sich wunderbar ein.
Einiges geht zu Bruch
Gore Verbinski hat in den späten 1990er-Jahren einmal eine ähnliche Story inszeniert: In „Mäusejagd“ waren es zwei nicht besonders kluge Brüder, die ein Haus mit Maus erbten. Beim Versuch, den Nager zu vertreiben, geht dabei sehr, sehr viel zu Bruch. Ganz so weit treibt es „Mission: Mäusejagd“ nicht, aber der Film bedient sich von verschiedenen Kameraeinstellungen über eine Staubsauger-Szene bis hin zum Fußboden voller Mausefallen recht freizügig bei Verbinskis Vorbild.
Bei Dahlsbakken und Skogstad sind es die jeweils jüngsten der Familien, die sich nicht auf die Fehde einlassen wollen. Mikkel (Vegard Strand Eide) entdeckt Maus Lea (gesprochen in der deutschen Fassung von Lina Larissa Strahl) zufällig im Puppenhaus und freundet sich über die Sprach- beziehungsweise Piepsbarriere hinweg an, versorgt die junge Nagedame auch mit Essen.
Lea und Mikkel versuchen dann, vor allem ihre Väter davon abzubringen, den Konflikt stetig eskalieren zu lassen. Das gelingt, so viel sei verraten, aber jedenfalls nicht, bevor so einiges an Geschirr und Einrichtungsgegenständen zu Bruch gegangen sind.
Mause- und Menschenfamilie als Spiegelbilder
„Mission: Mäusejagd – Chaos unterm Weihnachtsbaum“ ist letztlich ein Film voll mit cartoonhaft überzeichneter und zugleich in ihren Folgen gemilderter Gewaltausübung; darin bemüht er sich sehr, „Kevin - Allein zu Haus“ nachzufolgen. Zugleich zeichnet er nicht von ungefähr bereits in den ersten Minuten Mause- und Menschenfamilie als Spiegelbilder voneinander. Da der Film sich durch seine Winterwunderland-Bilder und heimelige Ästhetik auch früh als Weihnachtsfilm markiert und fast durchweg eher leichtfüßig bleibt, bringen weder Handlung noch Ende wirklich große Überraschungen.
Nur in einer Szene scheint es vielleicht kurz so, als sei der Konflikt zu weit gegangen; aber wohin sollte es mit so niedlichen Mäusen anders hineilen als zu diesem Ende? Es sind schließlich genug Nüsse für uns alle da.
