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Filmkritik
Bäume spiegeln sich im grau-trüben Wasser, das Bild formiert sich neu, es bebt und zittert und kommt doch nicht vom Fleck. Die erste Einstellung setzt den Ton: eine eigentümliche Mischung aus Bewegung und Stagnation zeichnet den Film von Micah Magee über die ungewollte Schwangerschaft eines Teenagers im dezentralisierten Vorortgebiet von San Antonio, Texas, aus. Layla, 17 Jahre alt und im letzten Schuljahr, ist irgendwie immer unterwegs: von der Schule zu ihrem dauerbekifften Freund, bei dem sie wohnt, von dort zu ihrer Arbeitsstelle, einem Callcenter, dann weiter zur Großmutter, die in einem Trailerpark lebt, abends, mit der Freundin, auf dem Weg in eine Rock-Bar, im Niemandsland. Die Überwindung der Distanzen erzeugt allerdings ein Gefühl großer Trägheit und Routine, was Magee durch den Verzicht auf eine dynamisierende Handkamera zusätzlich verstärkt. Überhaupt scheint jede Bewegung, die in Laylas Leben kommt, von einer Gegenbewegung ausgebremst zu werden. Gerade hat sie die Nachricht über ein College-Stipendium erhalten, da folgt auch schon die Trennung von ihrem Freund und kurz darauf die Gewissheit, dass sie ungewollt schwanger ist. Laylas erzkonservative Eltern sind strikt gegen eine Abtreibung, und so fügt sich das Mädchen mit erstaunlichem Pragmatismus ihrem Schicksal. Layla findet eine neue Arbeit, einen neuen Freund, Aaron, aber alles ist auf der Kippe, vage, im Übergang. Vage und flüchtig ist auch „Petting Zoo“. Der dffb-Abschlussfilm von Micah Magee hält sich nicht lange mit der Erörterung von Problemen auf. Sogar der Konflikt mit den Eltern, eine etwas künstlich aus dem gleichmäßig fließenden Rhythmus des Films herausbrechende Streitszene, wird wie eine Nebensache behandelt. Magee geht es eher um das Einfangen einer Stimmung, eines Dazwischen: zwischen den Orten, zwischen Kindheit und Erwachsensein, Verantwortung und Unbekümmertheit. Und sie blickt mit großer Zärtlichkeit auf ihre schmale jugendliche Protagonistin, die mit ihren schlaksigen Bewegungen den öden Raum zwischen Brachland, uniformer Architektur und prekärem Wohnmilieu durchmisst. Auf den ersten Blick scheint „Petting Zoo“ mit den Filmen von Matt Porterfield verwandt. Auch Magee richtet ihren Blick jenseits einer Milieustudie auf eine strukturell unterbeschäftigte Lower Middle Class, mit instabilen, zum Teil stark improvisierten Erwerbsfeldern – Laylas Onkel verkauft kaputte Autos weiter, die er mit Fundstücken aus Schrottsammlungen wieder fit macht. Hinzu kommen die Spracharmut, die dokumentarische Erzählweise, ein Hang zum Lyrizismus, der Fokus auf regionalen Eigenheiten, die Arbeit mit nicht-professionellen Darstellern. Doch gerade im Vergleich mit Porterfields gleichermaßen richtungsoffenen wie genau beobachteten Erzählungen zeigen sich die Schwachstellen von „Petting Zoo“. Der Film hat einen schönen, unaufgeregten Flow, bleibt in seiner konsequenten Vermeidung des allzu Expliziten aber auffallend unspezifisch. Die Sprache der Andeutung hat hier etwas regelrecht Konsolidierendes. Letztendlich skizziert Magee mit ihrem unbestimmten „mood piece“ eine Welt, durch die man trotz aller Widerstände hindurchgleitet.