- Veröffentlichung01.01.2025
- ProduktionDeutschland (2025)
- Dauer70 Minuten
- GenreDokumentation
- AltersfreigabeFSK 6
Vorstellungen










Filmkritik
Medizinische Studien haben herausgefunden, dass regelmäßiges Paddeln nach einer Brustkrebserkrankung die körperliche und psychische Gesundheit verbessert. Die sportliche Betätigung im Team senkt das Risiko eines Lymphödem, steigert Ausdauer und Kraft und stärkt das Selbstwert- und Gemeinschaftsgefühl. Diese Erkenntnisse haben zur Bewegung der Pink Paddler geführt. In solchen Gruppen schließen sich Brustkrebspatientinnen zusammen, die im Drachenboot oder im Stand-Up-Paddling gemeinsam Sport treiben, um ihre Genesung und Gesundheit zu fördern und neue Lebensfreude zu finden. Die Farbe Pink steht dabei als Symbol für Brustkrebs und wird in diesem Zusammenhang oft verwendet, um die betroffenen Frauen mental zu unterstützen.
Sich neue Ziele setzen
Auch in Deutschland widmen sich viele Frauen, die den Krebs überstanden haben, zum Teil aber mit den Spätfolgen kämpfen, dem gemeinschaftlichen Paddeln. Derzeit gibt es 34 aktive pinke Drachenbootteams, wie es im Vorspann des Dokumentarfilms von Chiara Kempers heißt.
Eines dieser Teams sind die „Küsten Pinkies“ aus Wilhelmshaven. Die Mitglieder treffen sich regelmäßig, um in pinkfarbenen Trikots mit viel Leidenschaft und Ausdauer auf der Nordsee zu trainieren. So unterschiedlich die Persönlichkeiten und Krankheitsverläufe auch sein mögen, so eint die Frauen der starke Wille, nicht aufzugeben und sich neue Ziele zu setzen. Die energische Trainerin Yvonne Meyer formt aus ihnen eine Mannschaft, die sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt hat: Sie wollen an der Europameisterschaft der Drachenbootsportlerinnen in Italien teilnehmen.
Kempers begleitet die Frauen beim Sport und im Alltag. Im Zentrum stehen zwei recht unterschiedliche Frauen: die 43-jährige Jasmin und die 71-jährige Konni. Jasmin arbeitet als Architektin und engagiert sich mit ihrer Lebensfreude besonders für die Küsten Pinkies, nicht zuletzt dadurch, dass sie versucht, weitere Frauen für das Paddeln zu motivieren. Dass sie die Paddeltruppe kennengelernt hat, sei ein „großes Geschenk“ gewesen, sagt sie aus dem Off. „Als ich die Diagnose erhalten habe, wollte ich zunächst, dass niemand etwas davon erfährt.“ Jasmin spricht offen über ihre Existenzängste; am schlimmsten sei die Ungewissheit gewesen. Erst in der Gruppe sei klar geworden: „Man muss sich nicht schämen, wenn man an Brustkrebs erkrankt ist.“
Mit Mut und viel Ausdauer
Konni hat die Küsten Pinkies mitgegründet und gilt dank ihrer ruhigen Ausstrahlung und Warmherzigkeit als gute Seele des Teams. Bis zu ihrem 65. Lebensjahr sei sie unsportlich gewesen, erzählt die ehemalige Pflegerin. „Ich habe gar nicht bewusst gelebt.“ Das hat sich durch die Erkrankung und den Sport gründlich geändert.
Als starke Motivationsgeberin erweist sich die toughe Trainerin. Als ein neues Drachenboot mit einer taoistischen Zeremonie auf den Namen „Frau Meyer“ getauft wird, hält Yvonne eine mitreißende Ansprache und preist die heilsame Wirkung des Drachenbootsports: „Hier finden wir Unterstützung, Liebe, Hoffnung und neue Freundschaften. Gemeinsam bringen wir den Mut auf, etwas zu tun, von dem wir vorher nie gedacht hatten, dass wir dazu noch einmal in der Lage sein würden.“
Im Bann der Regatta
Es ist in „Pink Power“ nicht zu übersehen, dass zwischen der Filmemacherin und den Pinkie-Frauen ein Vertrauensverhältnis herrscht, das sich im Verlauf von vier Jahren aufgebaut hat. Die Kamera durfte deshalb auch bei einer Krebs-Nachsorge-Untersuchung von Jasmin dabei sein. Doch sobald die „Küsten Pinkies“ nach einer halben Filmstunde in den weißen Reisebus mit der Aufschrift „Sausewind“ steigen, verschiebt sich der Akzent des Films. Statt der Krankengeschichten und Alltagsimpressionen rücken nun die Turbulenzen um die Regatta in den Vordergrund, oft begleitet von etwas beliebig klingenden musikalischen Klängen.
Man merkt dem Low Budget-Film an, dass die Regisseurin bisher vor allem Reportagen und dokumentarische Formate fürs Fernsehen gedreht hat. Ihrem eher episodisch strukturierten Langfilmdebüt fehlen große Bilder, überwältigende Emotionen und dramatische Spannungsbögen, abgesehen von einem spannenden Wettlauf der „Küsten Pinkies“ mit dem favorisierten Konkurrenzteam aus Hannover.
Hoffnung und Lebensfreude
Ein weiterer Schwachpunkt des Films ist, dass er weitgehend an der Oberfläche bleibt und sich zu wenig um eine inhaltliche Vertiefung des Themas bemüht. Anstelle ausgedehnter Busreise-Impressionen und detaillierter Beobachtungen zu den Vorbereitungen der Wettbewerbe in Ravenna wären die Lebensgeschichten der Frauen wesentlich interessanter gewesen. Wie haben sie die Diagnose verkraftet? Wie hat sich ihr Leben verändert? Wie kommen sie mit den therapeutischen Ansätzen zurecht? Gab es Komplikationen oder Rückschläge? Welche Folgen hatte die Erkrankung für die jeweiligen Familien? Wie haben sie das Drachenboot-Team kennengelernt? Mit welchen Erwartungen sehen sie in die Zukunft? Der Film vermittelt zwar Hoffnung und Lebensfreude, doch Antworten auf solche naheliegenden Fragen bleibt er weitgehend schuldig.