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Love and Sunshine

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Ally Craig kümmert sich um den pensionierten Militärhund Sunshine, während sie eine gescheiterte Verlobung verarbeitet. Doch als Sunshines früherer Partner, Soldat Jake Terry, zurückkehrt, um den Hund abzuholen, flammen unerwartete Gefühle auf.

Leider gibt es keine Kinos.

Dass unsere Sonne irgendwann erlöschen wird, ist keine Neuigkeit. Neu ist, dass es in ferner Zukunft, in der dieses Ereignis stattfindet, die Möglichkeit geben soll, die Sonne neu zu entfachen – mittels einer gigantischen Bombe, die durch eine achtköpfige Crew zu ihrem Bestimmungspunkt geleitet werden soll. Sieben Jahre zuvor wurde ein ähnliches Unterfangen gestartet, doch das erste Bombenschiff ist verschollen. Nichts Geringeres als die Hoffnung der Menschheit lastet nun auf den Schultern der zweiten Crew. Das Raumschiff selbst ähnelt einem großen Pilz: der riesige Schirm fliegt der Sonne entgegen, um die Hitze von den Wohn- und Arbeitsbereichen abzuleiten. Neben einem Biotop, das für die Sauerstoff- und Nahrungsproduktion gedacht ist, enthält das Schiff auch einen Raum, in dem sich gestresste Crewmitglieder mittels Holografien entspannen sollen. Und Entspannung braucht die Mannschaft, denn obwohl sie noch weit von ihrem Ziel entfernt ist, ist die Stimmung an Bord gereizt. Der Physiker und der Techniker sind sich spinnefeind, der Psychologe ist so fasziniert vom Anblick der Sonne, dass er sich schwer tut, zwischen den Parteien zu vermitteln. Die Frauen der Zukunft dürfen bei der Navigation helfen und sind für die Nahrungsproduktion zuständig: Beifahrerinnen und Köchinnen – viel scheint sich gender-politisch nicht getan zu haben. Bald kommt es zu einem Unfall: einige Lamellen der Schirmseite des Raumschiffes müssen manuell zurechtgebogen werden. Trotz seines strahlungsresistenten Raumanzugs kommt der Kapitän bei dieser Aktion ums Leben. Ohne Führungsfigur halten die verbleibenden Raumfahrer an ihrem Ziel fest, die Bombe zu zünden – und das, obwohl sich herausstellt, dass es eine Reise ohne Wiederkehr ist. Danny Boyle beginnt mit einem durchaus faszinierenden Szenario. Betrachten die Crewmitglieder staunend den sterbenden Stern durch eine Schutzvorrichtung und Sonnenbrillen, nur unterlegt von sphärischen Klängen, so rufen diese Bilder Erinnerungen an Steven Soderberghs „Solaris“ (fd 35 838) wach. Doch was so vielversprechend beginnt, verebbt zu einer konventionellen Actiondramaturgie, die mit hektischen Schnitten, reichlich „modisch“ verzerrten Einstellungen und einem Überangebot an Computeranimationen jede Form von Subtilität und philosophischer Ausdeutung abstreift. Mit dem Ertönen des Notrufsignals des ersten, verschollenen Schiffes ist diese Wende eingeläutet; was folgt ist eine Mischung aus Versatzstücken bekannter Science-Fiction-Filme, bedauerlicherweise insbesondere von „Event Horizon“ (fd 32 933). Zuerst docken die Schiffe an, um alles verwendbare Material hinüberzuholen, doch dann bricht das Mutterschiff an der Andock-Stelle weg, und die drei Mitglieder der Expedition müssen etwa 50 Meter durchs All zurück zu ihrem Schiff schweben – allerdings gibt es nur einen Raumanzug. So umwickeln sich zwei von ihnen ohne Schutz vor Kälte und Vakuum mit Aluminiumpapier, atmen nochmal kräftig aus, klammern sich an den Dritten, der als Bombentechniker eine besondere Stellung einnimmt, und springen in den Weltraum. Es sind solche Szenen, die die innere Logik des Films ad absurdum führen. Als wäre die Idee einer Bombe, die eine Sonne neu entzünden kann, nicht schon weit genug hergeholt, ist das Erscheinen des genreüblichen Aliens, das nach und nach die mit ihren eigenen Problemen schon genug beschäftigte Mannschaft dahinrafft, besonders ernüchternd: der Kapitän des ersten Schiffes lebt und, schlimmer noch, ist verrückt geworden. Das, was man von dem Kapitän sieht, erinnert frappierend an Freddy Krüger aus den „Nightmare On Elmstreet“-Filmen. So soll man nun glauben, dass diese deformierte und geistig verwirrte Kreatur das Biotop auf ihrem Schiff nutzte, um sich sieben Jahre lang zu ernähren? Ein mordlustiger Vegetarier, der Mohrrüben und Kartoffeln pflanzt und sich als Sprachrohr Gottes begreift – ein schwer vorstellbares Bild. Den Schluss des Films bildet dann eine Kombination aus wackelig fotografierten Verfolgungsjagden quer durch das Schiff und einigen vorhersehbaren Schockeffekten. Einem unerfahrenen Regisseur hätte man die konventionelle Dramaturgie und die Logikbrüche nachgesehen, doch als neues Werk von Danny Boyle gerät „Sunshine“ zum Ärgernis.

Veröffentlicht auf filmdienst.deLove and SunshineVon: Sascha Koebner (12.11.2025)
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