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Filmkritik
„Dieser Film wurde genehmigt von der Angel Guild“, verheißt gleich zu Beginn eine Schrifttafel. Soll man das eher als Warnung oder als ein Versprechen verstehen? Skepsis ist angebracht. Denn: Die „Angel Studios“ sind Teil einer christlichen Mediengesellschaft, die Geschichten mit harschem moralischem Anspruch in die Kinos bringen und im Mainstream verankern will. Bestes Beispiel hierfür ist das Drama „Sound of Freedom“, das angeblich auf Tatsachen beruht und für Themen wie Kindesentführung und Pädophilie sensibilisieren will. Dabei wird aber das Publikum entmündigt. In „The Last Rodeo“ ist das nicht anders.
Werde bloß kein Rodeoreiter!
Die Geschichte des Films von Regisseur Jon Avnet ist schnell erzählt. Joe Wainwright (Neal McDonough) war früher einmal ein erfolgreicher Bullenreiter und gewann drei Meisterschaften. Jetzt, mit über 50 Jahren, genießt er seinen Ruhestand und kümmert sich um Tochter Sally (Sarah Jones) und den Enkel Cody (Graham Harvey). Er solle bloß kein Rodeoreiter werden, rät er dem kleinen Jungen, das sei viel zu gefährlich. Doch es gibt auch andere riskante Sportarten. Bei einem Baseballspiel wird Cody von einem Ball schwer getroffen, sodass ein Hirntrauma diagnostiziert wird und er dringend operiert werden muss. Allerdings übernimmt die Krankenversicherung nur 40 Prozent der Kosten, Sally müsste 150.000 Dollar dazuzahlen.
Deshalb entschließt sich Joe kurzerhand, an der „Legends Championship“ in Tulsa, dem Mekka der Rodeoreiter, teilzunehmen. Als Preisgeld winken 750.000 Dollar. Das Turnier beginnt in drei Tagen. Damit bleibt keine Zeit für ausgiebiges Training, was der Film recht lieblos mit einigen raschen Einstellungen abhandelt. Joes Freund und Partner, der Rodeoreiter Charly (Mykelti Williamson), begleitet ihn nach Tulsa, trotz aller Zweifel am Gelingen des Unterfangens.
Der Glaube an Gott als Allheilmittel
Ein Mann muss sich noch einmal in einem Feld beweisen, das er lange beherrscht hat, nun aber wegen seines Alters und der jungen Konkurrenz nicht mehr gewinnen kann. Gegen jede Chance. Man kennt diese Geschichten. Sie sind Teil der „Americana“. Die Inszenierung macht sich deshalb gar nicht erst die Mühe, dem Film ein wenig Authentizität oder Glaubwürdigkeit zu verleihen. Stattdessen reiht er ein Klischee an das andere. Dabei trägt der Film so dick auf, dass es dem Regisseur eigentlich peinlich sein müsste.
Auch die Darsteller und ihre Charaktere können dem Film kein Leben einhauchen. Dass Joe mal Alkoholiker war, erfährt man aus steifen Dialogen; dass er seine tote Frau vermisst, ist pure Behauptung. Die Konflikte mit seiner Tochter wirken aufgesetzt und unecht. Dies ist kein Mann, der wirklich leidet. Dass er glaubt, es dennoch „drauf zu haben“, zeugt von seinem überholten Machismo. Ein gut geschriebener Charakter sieht anders aus. Irritierend ist zudem die Naivität, mit der der Glaube an Gott als Allheilmittel für alle Schwierigkeiten im Leben verkauft wird. Ein zufälliges Blättern in der Bibel reicht und schon findet man einen hilfreichen Spruch.
Eine christlich-konservative Parallelwelt
Avnet entwirft eine christlich-konservative Parallelwelt, in der die Männer noch Männer sind und tun, was sie tun müssen. Die daraus resultierende Action ist allerdings enttäuschend in Szene gesetzt. Das Bullenreiten ist zumeist mit Drohnen von hoch oben aufgenommen, sodass man die Anstrengung und das Geschick, sich wenigstens ein paar Sekunden auf dem Rücken der Tiere zu halten, nicht nachempfinden kann. Man muss diese unnatürliche Interaktion zwischen Mensch und Tier nicht gut finden, zumal das Leid der Bullen überhaupt nicht in den Blick kommt. Der Bullenreiter erscheint hier als der letzte echte Gladiator, der das Tier bezwingt, als der letzte große Abenteurer, der noch etwas Aufregendes erleben darf. Das ist eine ganz eigene Welt, die gleichwohl zur nordamerikanischen Kultur gehört. Der Film vermag dafür allerdings kein Gespür zu vermitteln, weder für die Gefahren noch für die Freuden, weder für die Aufregung noch für das Pathos, weder für die Gemeinschaft noch für das Zusammengehörigkeitsgefühl.
Am Schluss erscheint der Hauptdarsteller Neal McDonough während des Abspanns im Bild und spricht über Mut und Hoffnung sowie die Wichtigkeit des Verhältnisses zwischen Vater und Tochter. Dazu gibt es die Aufforderung, den eingeblendeten QR-Code einzuscannen und zahlreiche Kinotickets für Freunde und Bekannte zu kaufen. Es entsteht fast der Eindruck, als würde die Angel Guild der Qualität des Films nicht trauen und müsste den Erfolg an der Kinokasse herbeireden.
