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Filmplakat von The Zero Theorem

The Zero Theorem

107 min | Drama, Science Fiction, Fantasy | FSK 12
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Das Computergenie Qohen Leth (Christoph Waltz) sucht in einer dystopischen Zu-kunft nach dem „Zero Theorem“, einer mathematischen Formel, welche die Frage nach dem Sinn des Lebens beantworten soll. Zu seiner großen Verärgerung wird er dabei immer wieder massiv gestört. Doch trotz aller Steine, die man ihm in den Weg legt, lässt er sich nicht von seinem Ziel abbringen und geht – unbeirrt von realen und virtuellen Versuchungen – seinen Weg bis zum überraschenden Ende.
Währenddessen versucht er im Auftrag von Management, das "Zero Theorem" zu lösen und damit die Sinnlosigkeit allen Seins zu beweisen; eine Aufgabe, an der er stets aufs Neue scheitert. Leth' Zurückgezogenheit wird nur sporadisch von Besuchen einer Prostituierten namens Bainsley (Mélanie Thierry) unterbrochen, mit der er virtuellen Sex hat, und von dem jungen Bob (Lucas Hedges), der ihn bei seinem Projekt unterstützt. Sie beide helfen Leth, lange vermissten menschlichen Kontakt aufzubauen¿

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Filmkritik

Qohen Leth von der „ontologischen Forschungsabteilung“ wartet auf einen Anruf. Auf den Anruf schlechthin: auf eine Stimme, die ihm offenbart, was der Sinn seines Lebens ist. Diesen Anruf zu verpassen, ist Qohens größte Sorge. Sie ist der Hauptgrund, warum er nicht mehr zur Arbeit gehen will. Zuhause, in seiner schäbigen, umfunktionierten Kirche wäre er nicht nur vor dem Höllenlärm und dem Menschen- und Bildergewimmel geschützt, die ihn in den Straßen und an seinem Arbeitsplatz plagen, er hätte überdies auch das Telefon stets in Reichweite. Qohens Arbeitgeber, ein Großkonzern namens „ManCom“, gewährt ihm einen Heimarbeitsplatz, allerdings nur in Kombination mit einem besonders komplexen Auftrag: In der Abgeschiedenheit seiner Kirche soll der scheue, aber leistungsfähige Formelkünstler das sogenannte „Zero Theorem“ beweisen. Was sich als geradezu zynische Aufgabe entpuppt – besagt das Theorem doch nichts anderes, als dass alles – der Mensch, die Welt, das All – auf nichts hinausläuft: 0 = 0. Terry Gilliam wandelt in seinem neuen Film auf vertrautem Terrain. Einmal mehr reibt er sich an der menschlichen Natur, die es nicht lassen kann, sich nach dem Transzendenten und Sinnstiftenden zu verzehren, und die doch auf den irdisch-vergänglichen Schlamassel zurückgeworfen sieht. Sein legendäres Don Quijote-Projekt hat Gilliam zwar immer noch nicht verwirklicht; in Qohen Leth, den Christoph Waltz als kahlköpfigen, mönchischen Sonderling spielt, hat der „Ritter von der traurigen Gestalt“ jedoch einen verhinderten Bruder. Auch Qohen kommt mit seiner schnöden Wirklichkeit nicht klar und sehnt sich danach, dass sich sein Dasein mit glanzvoller Bedeutung fülle. Nur fehlt ihm Quijotes Fähigkeit, sich mittels seiner Fantasie diese Bedeutung einfach selbst zu verleihen. Dazu ist Qohen zu skeptisch; selbst als sich mit der Cyber-Hure Bainsley eine schöne Dulcinea in sein Leben drängt, die ihm eine (wenn auch vielleicht nur illusorische) Erfüllung im Liebesglück in Aussicht stellt. Gilliam lässt diesen Sinn-Sehnsüchtigen und die heruntergekommenen Überbleibsel christlicher Ikonografie – Heiligenbilder, Fresken, Statuen –, in deren Mitte Qohen Leth wohnt, mit einer dystopischen Zukunftswelt kollidieren, wie er sie auch schon in „Brazil“ (fd 25 074) oder „12 Monkeys“ (fd 31 828) gezeichnet hat. In „The Zero Theorem“ gestaltet er diese einmal mehr mit überwältigender visueller Kreativität; allerdings fehlt ihr der richtige Biss und eine eindeutige Stoßrichtung. Durch die verspielten, drolligen Oberflächenreize der omnipräsenten Bildschirme dringt der Schrecken, den diese Lebenswelt für Qohen bedeutet, nicht wirklich zum Zuschauer durch. Was auch daran liegt, dass Qohen Leth ebenfalls allzu drollig und wunderlich bleibt, als dass einem die Tragik der Figur unter die Haut gehen könnte. Ähnliches gilt für die Darstellung des Konzerns „ManCom“, der sich gewissermaßen anmaßt, als Konsumgut-Heilsbringer und Ordnungssystem an die Stelle des alten christlichen Sinnsystems zu treten – mit dem „Management“ in Form von Matt Damon als Gottvater, einem renitenten Teenager-Computergenie als Sohn und einem virtuellen Psychiater und mentalen Coach in Gestalt von Tilda Swinton als Heiligem Geist. So richtig bedrohlich-beunruhigend wie etwa das Überwachungsstaats-Szenario aus „Brazil“ will das in seiner Skurrilität aber nicht geraten. Nichtsdestotrotz ist „The Zero Theorem“ ein sehenswerter und höchst unterhaltsamer Film. Denn auch wenn der große Entwurf emotional nicht wirklich mitreißt, tun dieses doch die vielen wahnwitzigen Details: etwa versponnen-komische Dialogduelle zwischen dem schrulligen Qohen und all den „Unterstützern“, die ihn nicht in Ruhe lassen wollen, oder die anspielungsreichen Ausstattungsdetails, an denen man sich nicht satt sehen kann. Außerdem gelingen Gilliam immer wieder erstaunliche, oft witzig-ironische, bisweilen auch poetische Szenen, die die „Warten auf Godot“-Befindlichkeit der Hauptfigur aus unterschiedlichen Perspektiven kommentieren. In den schönsten Szenen tritt die Schrille des Sci-Fi-Settings zugunsten ganz normaler menschlicher Misere weitgehend in den Hintergrund: etwa wenn Qohen Leth neben dem Teenager-Sohn des Managements auf einer Bank sitzt und sich fragen lassen muss, warum das Erwachsenenleben so eintönig und deprimierend ist, oder wenn er mit Bainsley den künstlichen Sonnenuntergang eines virtuellen Inselparadieses genießt und kurz davor ist, den Sinn seines Daseins und das Zero Theorem zu vergessen und einfach nur glücklich zu sein.

Erschienen auf filmdienst.deThe Zero TheoremVon: Felicitas Kleiner (14.4.2025)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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