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Filmkritik
Der Debütroman des Schriftstellers Edward (James McArdle) ist eine Geschichte über die erste Liebe. Als er in einem Podcast über sein Buch „Aeons“ spricht, klingen die Bezüge sprunghaft und wie hingeworfen. Um queere Kultur soll es gehen, um soziale Strukturen, die katholische Kirche und irgendwie auch um die postkoloniale Geschichte Irlands. Allerdings ist auch die reale Situation während des Interviews nur schwer auf einen Nenner zu bringen. Denn während Edward die Fragen des Moderators beantwortet, bringt er zeitgleich seine pflegebedürftige Mutter auf die Toilette. Per Sprachcomputer kommentiert sie vom Klo aus sein viel zu schnelles Redetempo.
Auf zum Gay Pride nach Gran Canaria
Seit dem Schlaganfall seiner Mutter Alma (Fionnula Flanagan) lebt Edward mit ihr unter einem Dach und betreut sie in Vollzeit. Auch seine beiden besten Freunde pflegen ihre verwitweten Mütter. Anders als der geduldige und hingebungsvolle Edward sind sie mit der Situation jedoch heillos überfordert. Weshalb sie ihre Mütter mit Sack und Pack bei ihm vorbeibringen und sich beim Gay Pride in Gran Canaria eine schöne Zeit machen. Nach dem Motto „Eine mehr macht den Kohl auch nicht fett“, lädt auch noch Edwards Therapeut seine Mutter bei ihm ab. Ihn zieht es ebenfalls zum Gay Pride.
„Sie sollen verschwinden“, vermeldet Almas Sprachcomputer mit blecherner Automatenstimme. Alma ist von der Anwesenheit der drei Fremden in ihrem Haus alles andere als begeistert, doch auch den drei Frauen geht es nicht viel anders. Gegenseitige Antipathie, unterschiedliche Frühstücks- und Freizeitwünsche verursachen unmittelbar Chaos. Edward ist nicht nur als Pfleger gefragt, sondern auch als Vermittler, Zuhörer und Freizeitgestalter.
Tief im irischen Katholizismus verwurzelt
Mit „Vier Mütter für Edward“ hat Darren Thornton ein irisches Remake der seinerzeit erfolgreichen Komödie „Das Festmahl im August“ (2008) von Gianni di Gregorio gedreht. Die italienische Vorlage ist entschlackter; der Protagonist Gianni, ein eher stoischer Mann, ging darin keiner Arbeit nach; die Pflege der Mutter war seine Hauptaufgabe. Darren Thornton sucht größere Kontraste, wenn er den im irischen Katholizismus verwurzelten Müttern vier schwule Männer gegenüberstellt. Zudem geraten die Care-Arbeit und die künstlerische Selbstverwirklichung miteinander in Konflikt. Als der Verlag eine Lesereise in die USA ankündigt, kommt Edward in Entscheidungsnöte. Zugleich hat er durch seine öffentliche Rolle auch noch mit Panikattacken zu kämpfen.
Das Drehbuch zu „Vier Mütter für Edward“ basiert auf Thorntons autobiografischen Erfahrungen; er und sein Bruder zogen nach der schweren Erkrankung ihrer Mutter wieder ins Elternhaus. Sein Blick auf die hochbetagten Frauen, die auf ganz verschiedene Weise mit Gebrechlichkeit, Einsamkeit und dem Gefühl von Hilflosigkeit zu kämpfen haben, ist zärtlich und frei von Sentimentalität.
Ein Anstrich von Leichtigkeit
Als Komödie ist „Vier Mütter für Edward“ hingegen eher lau. Anders als in „Das Festmahl im August“ vermag das Zusammenspiel der Frauen, die bei di Gregorio mit Laiendarstellerinnen besetzt waren, hier nicht recht zu zünden. Thornton scheint es vor allem darum zu gehen, einem ernsthaften und beschwerten Thema, das irgendwann einmal jede und jeden betrifft, einen Anstrich von Leichtigkeit zu geben.