- RegieJ.J. Perry
- ProduktionVereinigte Staaten (2025)
- GenreKomödieScience Fiction
- AltersfreigabeFSK 16
Cast
Vorstellungen
Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
Eine gigantische Sonneneruption hat in „Afterburn“ jede Hoffnung der Menschheit auf ein Zusammenleben in Frieden zerstört. Nach dem interstellaren Sturm hat sich die Erde in ein hoffnungsloses Stadium des archaischen „Survival of the fittest“ zurückentwickelt. Schon in den ersten Szenen, in denen Zuschauer dem „Helden“ des Films, Jake (Dave Bautista), bei einem Beutezug durch verlassene Appartements Wohlbetuchter folgen, wird das deutlich. Jake hat soeben den Mechanismus eines supergeheimen Safes durchschaut und wird im Moment seines Erfolgs von einer Bande verwahrloster Plünderer gestellt. Über die Warnungen des körperlich eindrucksvollen Schatzsuchers vor der Konfrontation lacht das Oberhaupt dieses menschlichen Hyänenrudels nur – und so kommt es in ausgesprochen drastischer Form zum Unvermeidlichen.
Endzeit direkt und roh
Im Endkampf ums Überleben triumphiert Survivalkünstler Jake gewohnheitsmäßig, so auch in diesem Fall. Mit Griffen, Schlägen und Zieltreffern verschiedener Kaliber macht er seine Kontrahenten kampfuntüchtig. Regisseur J.J. Perry inszeniert das End-of-Civilisation-Drama als ultrabrutalen Actiontrip: Pistolentreffer und Hiebe sind hier nicht einfach nur Pistolentreffer und Hiebe, sondern ziehen jeweils ihre eigene kleine Spezialeffekte-Choreografie nach sich – inklusive „Kill Shot“, Zeitlupenmomenten und fragmentierten Bildausschnitten. So sehen Zuschauer, wie Köpfe explodieren und Körperteile durch Krafteinwirkung ungeahnte Fliehkräfte entwickeln. Die direkte und rohe Machart wirkt dabei filmisch so effektiv wie zynisch.
Zentralfigur Jake wird im Laufe der Handlung noch einigen Feindseligkeiten begegnen. Der Exsoldat wird von einem über die britische Insel herrschenden König, gespielt von Samuel L. Jackson, für einen besonderen Auftrag angeheuert. In waghalsiger Mission soll er sich auf dem europäischen Festland auf die Suche nach einem Kunstwerk machen. Nicht irgendeinem: König August – so nennt sich Jacksons größenwahnsinniger Machthaber – verlangt nach den bedeutendsten Kunstschätzen der Menschheit. Und so soll Jake die „Mona Lisa“ heim ins Königreich holen. Der ambivalenten Herrscherfigur misstraut der aufrichtige und direkte Protagonist zwar, doch der selbsternannte König verspricht ihm, einen sehnlichen Wunsch zu erfüllen: ein Boot, auf dem Jake sich in die Freiheit des großen Meeres begeben kann.
Von einstiger Hochkultur nichts mehr zu spüren
Der Einsatz führt ihn per Fallschirmabsprung nach Zentralfrankreich, wo von einstiger Hochkultur nichts mehr zu spüren ist. Kontinentaleuropa wird von einem grausamen Warlord heimgesucht, der seit dem Sonnensturm, der sämtliche Elektronik der Welt lahmlegte, auf Kriegszug durch ehemals europäische Ländereien donnert. General Volkov (Kristofer Hivju) ist ein von allen Skrupeln befreiter Machthaber, der sein Handwerk hinter Gefängnismauern lernte. Mit dem Recht des Stärkeren unterwarf er zunächst seine Knastgenossen und schließlich auch die freien Bürger der ehemals zivilisierten Welt. Zum Zeitvertreib spielt der intelligente Killer mit Gefangenen Schach und knallt seine Kontrahenten ab, wenn ihre Züge nicht smart genug sind.
Seinem Machtanspruch widersetzt sich eine standhafte Resistance-Bewegung, mit deren Kämpferin Drea (Olga Kurylenko) Jake kurz nach der Landung eine intensive Bekanntschaft macht. Gemeinsam mit Drea ballert und prügelt sich der Protagonist fortan auf der Suche nach der „Mona Lisa“ – dem Kunst-MacGuffin der Drehbuchkonstruktion – durchs Land und trifft bald auf General Volkov und dessen Schergen.
Wo die Kannibalen hausen
„Afterburn“ will nicht mehr sein als sauber durchexekutierte Actionunterhaltung in einem postapokalyptischen Szenario, die wie eine Mischung aus „Mad Max“ und Heist-Movie wirkt. Ruinenlust trifft auf Indiana-Jones-Versatzstücke und Game-Ästhetik. Die Kameraarbeit ist hyperkinetisch, nah und brutal direkt, fragmentiert den Raum und lässt körperliche Auswirkungen der Kämpfe unmittelbar spürbar werden. Eine durchaus reizvolle Ausgangslage, wäre da nicht das dramaturgisch von sämtlichen guten Geistern verlassene Drehbuch, in dem die Figuren über weite Strecken redundant versprachlichen, was sich ohnehin auf Bildebene zeigt. Oft in einer Weise, die offenbart, dass die Filmemacher ihrem Publikum keinerlei Intelligenz zutrauen. So darf Drea zu Jake unmögliche Sätze sagen wie: „Hier wimmelt es vor Kannibalen. Das sind Menschen, die Menschen fressen.“
Natürlich läuft in „Afterburn“ alles auf den großen Showdown zwischen Jake und Volkov hinaus. Doch die ausdauernd stumpfsinnige Gewaltorgie hat ihr Publikum bis dahin derart abgestumpft, dass mancher Zuschauer sich statt der Handlungsauflösung den realen Weltenuntergang herbeisehnen mag.
Eine witz- und lieblose Veranstaltung
Das Schlimme an „Afterburn“ ist, dass man sich eine gelungene Variante des Films durchaus vorstellen kann: eine inszenierungsfreudige, gewitzte, hingebungsvolle, die der Frage nach der verbliebenen Menschlichkeit in unmenschlich gewordenen Zeiten nachspürt. Stattdessen bleibt Perrys Regiearbeit eine witz- und lieblose Veranstaltung, die menschliche Abgründe als unumgängliche Realität vorführt, an der auch das aufrichtige Ethos der Heldenfigur nichts ändert. „Afterburn“ verwandelt eine reizvolle Prämisse in ein krudes Spektakel, das weder einer interessanten Idee noch der Menschlichkeit wirklichen Raum lässt.